Die Bürgermeistervilla
Die Villa des letzten Bürgermeisters der Gemeinde Bogenhausen

Zwischen der Ismaninger Straße und der Weberstraße befindet sich ein kleiner Park mit einer Villa. Das 1898 von Architekt Paul Pfann unter Mitarbeit von Günther Blumentritt errichtete schlossartige, neubarocke Gebäude liegt im sogenannten Bürgermeistergarten. Der öffentlich zugängliche Garten kann durch Portalgitter von der Ismaninger Straße oder der Händelstraße sowie durch ein Steinportal an der Weberstraße betreten werden.
Erbaut wurde die unter Denkmalschutz stehende Bürgermeistervilla für den Ökonomen und Ziegeleibesitzer Josef Selmayr und seine Frau Pauline. Josef Selmayr war letzter Bürgermeister der eigenständigen Gemeinde Bogenhausen bis zu deren Eingemeindung nach München am 1. Januar 1892. Nach dem Tod von Josef Selmayr 1909 erbten seine Frau Pauline Selmayr, geborene Wagner, Kommerzienrats- und Gutsbesitzerswitwe und die elf Kinder die Bürgermeistervilla. Pauline Selmayr verstarb mit 64 Jahren im Januar 1922. Ihre neun noch lebenden Kinder, darunter die Bildhauersgattin Pauline Düll, traten die Erbfolge an.
Die Villa wurde dann ab 1941 als eines der Häuser der Organisation „Lebensborn“ genutzt, die 1935 im Auftrag des „NS-Rasse- und Siedlungshauptamtes“ zur Aufzucht „rassisch wertvoller“ Kinder gegründet wurde. Sie betrieb zwischen 1935 und 1945 europaweit über 20 Heime für unverheiratete schwangere Frauen, junge Mütter und deren Kinder.
Laut Kataster kaufte der Verein „Lebensborn e.V.“ das Gebäude um 625.000 RM. 1948 ging der Besitz an das Bayerische Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung in München. Es folgten bauliche Veränderungen im Jahr 1958 und Renovierungsarbeiten 1985. „Bei der Instandsetzungsmaßnahme der Villa wird darauf geachtet, dass die noch weitgehend im Originalzustand befindlichen Räume des Erdgeschosses und das Treppenhaus mit wertvoller Eichentäfelung erhalten und restauratorisch behandelt werden.“ (Jahrbuch der Denkmalpflege 1985, S. 314).
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