Kunst und Bühne. Spielorte des Münchner Jugendstils
Eine Kabinettausstellung des Deutschen Theatermuseums
München, 1908: Im Mai eröffnet das Künstler-Theater im Rahmen der Ausstellung München 1908 auf der Theresienhöhe. Als Festspielpremiere wird der erste Teil von Goethes Faust gezeigt. Die Presse zeigte sich begeistert und die europäische Avantgarde reiste nach München und bestaunte die neuartige Reliefbühne.
Im innovativen Theaterneubau des Künstler-Theaters spiegeln sich ästhetische Prinzipien der Jugendstil-Bewegung wider. Vorangetrieben wurde der Neubau von einer Generation, die sich interdisziplinär zwischen den Künsten bewegte. Die theoretischen Voraussetzungen schuf der Theaterreformer Georg Fuchs: die Verschränkung von Kunst und Bühne. Künstler des Münchner Jugendstils wie Julius Diez, Thomas Theodor Heine und Adolf Hengeler fanden so zur Bühnenkunst. Die in Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Architekten Max Littmann entstandene Theaterbühne auf dem Ausstellungsgelände ermöglichte die modellhafte Erprobung ästhetischer Neuerungen. Internationale Gäste wie der der Theaterregisseur und Bühnenbildner Edward Gordon Craig nahmen in München davon Kenntnis.
Der rasante Wandel um 1900, die zunehmende Industrialisierung, Technisierung und Urbanisierung, veränderte Sehgewohnheiten und Raumerfahrung. Der Anspruch einer exakten Nachbildung der Wirklichkeit auf der Bühne entsprach nicht mehr dem Zeitgeist. Auch in der Theaterästhetik wurde um die Jahrhundertwende ein Umbruch sichtbar: Quer durch die künstlerischen Disziplinen wurden Stimmen nach einer Erneuerung der Bühnenkunst lauter.
Auf der Suche nach den Umbrüchen in der Bühnenästhetik, nach Protagonistinnen und Protagonisten und nach Experimenten und ihrer Resonanz zeichnet „Kunst und Bühne. Spielorte des Münchner Jugendstils“ wesentliche Reformideen exemplarisch an fünf Münchner Spielorten nach, vom Prinzregentheater zum Schauspielhaus, den heutigen Kammerspielen, über das Vereinslokal der Elf Scharfrichter und die privaten Vorstellungen des Schwabinger Schattentheaters bis hin zum Künstler-Theater auf der Theresienhöhe.
Kuratorin: Birgit Kadatz-Kuhn
Ausstellungsgestaltung: Christoph Sauter
Mit freundlicher Unterstützung der Theatermuseasten e.V. – Freunde des Deutschen Theatermuseums