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Der Kunstsalon J. Littauer / Theodor Heller vorm. J. Littauer

Eine Königlich Bayerische Buch- und Kunsthandlung als Wegbereiter der Moderne in München

Obwohl im Kunstsalon Littauer am Odeonsplatz vornehmlich der konservative Kunstgeschmack des bayerischen Adels bedient wurde, nahm die Galerie mit Ausstellungen junger moderner Künstler teilweise auch eine progressive Rolle ein. Während des Nationalsozialismus wurde die Buch- und Kunsthandlung 1936 durch Theodor Heller „arisiert“.

Als einer der ersten Galeristen Münchens gründete Jakob Littauer im Jahr 1883 die Königlich Bayerische Buch- und Kunsthandlung, die mit acht Ausstellungsräumen am Odeonsplatz 2 mitten im Herzen Münchens residierte. Hier kaufte der bayerische Adel seine Jagd- und Genrebilder, die als Werke von Münchner Malern um Franz von Lenbach und Franz Defregger das Angebot bestimmten. Mit diesem Schwerpunkt gehörte der Kunstsalon nicht zu den progressiven Akteuren, trotzdem zeichnete ihn eine gewisse Vorreiterrolle aus, indem man sich schon sehr früh für künstlerische Positionen engagierte, die sich erst viel später durchsetzen sollten.

So war, als sich der zu diesem Zeitpunkt noch relativ unbekannte Paul Gauguin Mitte der 1890er Jahre eine Ausstellung seiner Werke in München wünschte, einzig und allein Jakob Littauer bereit, sich einige Bilder senden zu lassen und sie in seiner Galerie auszustellen. Der Maler Hermann Schlittgen kritisierte in seinen Erinnerungen zwar, dass die Ausstellung eher wie ein gewöhnliches Ladengeschäft wirkte, ohne günstige Lichtverhältnisse und zu beengt für große Formate, dennoch war die Kunsthandlung eine Attraktion. So berichtete die Schriftstellerin Marie Mauthner über ihre sonntäglichen Besuche 1892 am Odeonsplatz, dass das Publikum während der Militärmusik-Konzerte vor der Feldherrnhalle die neudekorierten Schaufenster der nahegelegenen Littauer’schen Kunsthandlung begierig in Augenschein nahm. Thomas Mann beschreibt in seiner Novelle „Gladius Dei“ von 1902 genau eine solche Szene vor einer Kunsthandlung am Odeonsplatz; in seinem Text ist es das Geschäft des Kunsthändlers Blüthenzweig, mit dem Thomas Mann dem Kunstsalon Littauer ein unschwer zu erkennendes literarisches Denkmal gesetzt hat.

Durchaus also für modernere Tendenzen zugänglich wurden bereits 1896 Jugendstil-Stickereien von Hermann Obrist präsentiert, weiter fand im selben Jahr eine der frühesten Ausstellungen von Anders Zorn in Deutschland statt. Werke von Felix Valloton und Otto Eckmann waren bereits vor der Jahrhundertwende Teil des Angebots, ebenso Zeichnungen von Gustav Klimt (ab 1910) und auch Arbeiten des frühen Protagonisten der Abstraktion und des Wegbereiters der Moderne, Adolf Hölzel, wurden im Jahr 1900 ausgestellt. Darüber hinaus war der Kunstsalon Littauer die erste Kunsthandlung in Deutschland, deren Portfolio über Gemälde, Bronzen und Original-Graphik hinausging und künstlerische Wiedergaben jeder Art ins Programm aufnahm: Frühzeitig wurden beispielsweise Kunstphotographien von Wilhelm Plüschow sowie moderne Plakate – etwa von Alfons Walde – angeboten. 1903 organisierte Jakob Littauer die Graphik-Ausstellung von Edvard Munch in der Münchner Secession. Der Kunsthändler und -sammler Albert Kollmann allerdings schrieb 1912 an seinen Freund Munch, Littauer verstünde rein gar nichts von großer Kunst und trüge wenig zum erfolgreichen Vertrieb von Munchs Gravuren bei, er könne aus seinem Kommissions-Depot nur gelegentlich ein Blatt verkaufen, wenn jemand kommt, der explizit danach verlangt.

Nach dem Tod Jakob Littauers Ende des Jahres 1921 führte seine Frau Gertrud die Galerie fort. Zum Jahreswechsel 1936 „arisierte“ Theodor Heller den Kunstsalon, der fortan unter dem Namen „Theodor Heller vorm. J. Littauer“ firmierte und wenig später in „Kunsthandlung Theodor Heller am Odeonsplatz“ umbenannt wurde. Ausstellungen im Jahr 1937 zeigten Werke von Hans Gött, Willi Geiger, Georg Schrimpf, Franz Lenk sowie acht jüngere Münchner Maler.

Während der Kriegsjahre 1939 bis 1942 wurden in umfangreichen Werbeanzeigen nicht nur Gemälde moderner Künstler, Holzschnitte, Lithographien und Radierungen, Reproduktionen alter und neuer Kunst, Kunstbücher und -zeitschriften sowie Kunstgewerbe angeboten, sondern darüber hinaus auch Bilderrahmen aus eigener Werkstätte.

In der Nachkriegszeit bezog Theodor Heller Geschäftsräume am Salvatorplatz 3 und stellte Künstler wie Edgar Ehses, HAP Grieshaber, Josef Hegenbarth, Rudolf Kugler, Franz Lenk, Rolf Müller-Landau, Otto Pankok, Albert Schäfer-Ast und Conrad Westphal aus.

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Der Kunstsalon J. Littauer – jetzt anhören! Dauer: 3:45 Min. | Audioedition: Neda Savkovic

Bilder

Kunsthandlung Theodor Heller am Odeonsplatz (vormals Kunstsalon J. Littauer), um 1939
Kunsthandlung Theodor Heller am Odeonsplatz (vormals Kunstsalon J. Littauer), um 1939 Die seit 1883 bestehende Königlich Bayerische Buch- und Kunsthandlung von Jakob Littauer wurde während des Nationalsozialismus einem „Arisierungsprozess“ unterworfen und ab 1936 durch Theodor Heller übernommen. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek, ZI-0955-01-01-028612 Erstellt von: Walter Müller-Grah
Brief von Jakob Littauer an Edvard Munch in Moss, 1915
Brief von Jakob Littauer an Edvard Munch in Moss, 1915 Jakob Littauer bat Edvard Munch in dem Brief um die kommissionsweise Überlassung von knapp 80 Blättern seines Katalogs, in der Absicht sie in seinem Münchner Kunstsalon zu vertreiben. Quelle: Munchmuseet K 5740, s. 1

Ort

Odeonsplatz 2, 80539 München

Metadaten

Edda Bruckner, “Der Kunstsalon J. Littauer / Theodor Heller vorm. J. Littauer,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 21. November 2024, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/99.