Das Kunsthandelszentrum München – von der Blütezeit bis zum Nationalsozialismus

In München etablierte sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs ein florierender Kunsthandel. Dessen Zentrum erstreckte sich vom Maximiliansplatz über die Brienner Straße bis zur Barer Straße. Zwischen Stadtzentrum, Künstlerhaus am Lenbachplatz, Glaspalast und den Pinakotheken waren die Kunsthandlungen auch geografisch zwischen den wirtschaftlichen und kulturellen Knotenpunkten der Stadt verortet – nicht zuletzt profitierten die hiesigen öffentlichen Sammlungen von dem reichen Angebot.


Die erfolgreichsten Kunsthändler ließen sich von namhaften Architekten prachtvolle Ausstellungsgebäude entwerfen. Noch heute zeugen die Bauten der Kunsthandlungen Bernheimer, Julius Böhler und A. S. Drey, des Kunsthauses Brakl, der Galerien D. Heinemann und Hugo Helbing oder auch des Antiquariats Jacques Rosenthal von der Blütezeit des Kunsthandels in der Prinzregentenzeit.


Auch während des Ersten Weltkriegs florierten die Geschäfte. Ungeachtet der schwierigen äußeren Verhältnisse – Revolution 1918/1919, Inflation 1922/1923, Putschversuch 1923 und Weltwirtschaftskrise 1929/1930 – konnten einige Häuser den Druck von Sammlern, Sachwerte zu veräußern oder in sie zu investieren, nutzen.


Ab 1933 wurden zahlreiche Händler als „jüdisch“ diffamiert und verfolgt. Sie erhielten im August 1935 ein Rundschreiben der Reichskammer der bildenden Künste, das einem Berufsverbot gleichkam und sie zwang, ihre Firmen und ihren Warenbestand zu liquidieren. In der Folge wurden diese Kunsthandlungen „arisiert“, das heißt von nichtjüdischen Besitzern übernommen. Von diesen rassenideologisch motivierten Einschnitten im Nationalsozialismus konnte sich das Kunsthandelszentrum nach 1945 nur langsam erholen.

Der imposante Bau am Lenbachplatz 3 (früher Maximiliansplatz) barg für fast ein Jahrhundert Werk und Wirken des Unternehmens L. Bernheimer. In dem 1890 und 1910 fertiggestellten Wohn- und Geschäftshaus von Friedrich von Thiersch und Martin Dülfer präsentierte sich die Firma als Kunsthandlung und Einrichtungshaus des gehobenen Bürgertums in modernem Ausstellungsgebäude. Mit der stilistischen…
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Ein Höhepunkt in der Geschichte der Galerie Heinemann war die Fertigstellung ihres imposanten Galeriegebäudes im Jahre 1904. Für Entwurf und Ausführung hatte die Kunsthändlerfamilie den renommierten Architekten Emanuel von Seidl (1856–1919) gewonnen. Mit dem noch am Lenbachplatz bestehenden Gebäude – bei dem heute allerdings nichts mehr an seine ursprüngliche Funktion erinnert – schuf…
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Fast über hundert Jahre wurden im Palais Böhler in der Brienner Straße Kunstwerke ausgestellt, verkauft und versteigert. Besucher:innen bewunderten hier Kunstschätze aus aller Welt, Händler:innen feilschten um Preise, Expert:innen rangen um Echtheitsfragen, Museumsleute hielten Ausschau nach Ergänzungen für ihre Sammlungen. Damit war das Palais Böhler ein Zentrum des einst weltberühmten…
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Obwohl im Kunstsalon Littauer am Odeonsplatz vornehmlich der konservative Kunstgeschmack des bayerischen Adels bedient wurde, nahm die Galerie mit Ausstellungen junger moderner Künstler teilweise auch eine progressive Rolle ein. Während des Nationalsozialismus wurde die Buch- und Kunsthandlung 1936 durch Theodor Heller „arisiert“.
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