Die in Ecklage am Shakespeareplatz befindliche Villa, ein reich gegliederter Mansardwalmdachbau in neuklassizistischen Formen mit Erkern, Zwerchhausloggia und Stuckdekor, stammt aus der Zeit um 1910. Das Gebäude und die zwei Gartenpavillons stehen unter Denkmalschutz. Der Hofschauspieler Richard Stury (1859–1928) und seine Ehefrau Gisela (1878–1941) zogen 1912 mit ihren vier Kindern ein.
In den „Alt-Münchner Theater-Erinnerungen“ von Alfred von Mensi-Klarbach erfährt man über Richard Stury Folgendes:„Den Söhnen des Münchner Postbeamten Stury scheint das Theaterblut mit auf ihren Lebensweg gegeben worden zu sein, denn noch zwei Brüder Richards: Franz Xaver und Max, waren als Schauspieler, Opernsänger und Intendant beim Theater. Das Deklamationstalent Richards gab sich schon auf dem Gymnasium kund. Mit 16 Jahren stellte er sich Possart vor (Anm. d. Verf.: Ernst von Possart, 1841–1921, Buchhändler, Schauspieler, Regisseur, Dramaturg; ab 1873 Oberregisseur an der Königlichen Hofbühne zu München, ab 1878 Schauspieldirektor), der sich von da an für ihn interessierte. Vorerst aber absolvierte er das Gymnasium, studierte auch vier Semester Jus an der Universität seiner Vaterstadt, zugleich aber auch an der Akademie der Tonkunst, um von Regisseur Heinrich Richter vorbereitet, im Dezember 1880 am Coburger Hoftheater als Don Carlos zum erstenmal aufzutreten und von nun an dem Theater treu zu bleiben. Das nächste Jahr ging es nach Darmstadt, dann nach Mannheim.“ [zit. nach Mensi-Klarbach 1924, S. 215]
Seit 1887 war Richard Stury festes Ensemblemitglied des Münchner Hof- und Nationaltheaters. Ein Unfall im Jahr 1899 bei einer Aufführung von Faust II beeinträchtigte seine weitere Berufstätigkeit. 1905 beendete er aus gesundheitlichen Gründen sein Engagement am Nationaltheater; anschließend wirkte er vor allem als privater Schauspiellehrer. Von 1913 bis 1927 leitete Richard Stury im Rahmen der Kulturinstitution Freies Deutsches Hochstift in Frankfurt die Münchner Zweiggenossenschaft. Zudem war er Präsident der Münchner Versuchsbühne sowie langjähriges Mitglied und zeitweise Obmann der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger.
Richard Stury verstarb 1928 im Alter von 68 Jahren. Ein Teil seines Nachlasses befindet sich seit 1999 in der Monacensia, Maria-Theresia-Straße 23. Die Villa erbte seine Ehefrau Gisela. 1955 waren die Kinder Ludowika Klenke, geborene Stury, Dr. Richard Stury und Gisela Stury als Besitzer im Kataster eingetragen.
Der Sohn Richard F. Stury (1911–1999) plante zu Ehren seines Vaters die „Hofrat Richard Stury Stiftung“ zur Förderung der Literatur in München. Erst durch seine Ehefrau Gertrud Stury konnte die Stiftung im Oktober 2002 realisiert werden. Stiftungsobjekt ist das Anwesen Possartstraße 18. Die Stadt München darf es weder verkaufen, vertauschen, versteigern noch mit dinglichen Rechten belasten; zudem verpflichtet sie sich zur Pflege des Grabes von Richard Stury. 2004 wurde die ursprünglich rechtlich unselbständige „Hofrat Richard Stury Stiftung“ in die rechtlich selbständige „Richard Stury Stiftung“ umgewandelt. Die Stiftung vergibt Stipendien an Studierende der Otto-Falckenberg-Schule und der Bayerischen Theaterakademie August Everding; außerdem fördert sie wissenschaftliche und künstlerische Projekte an Museen und Akademien.
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