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Die Pfarrkirche Heilig Blut

Um das Jahr 1900 gehörten zur Pfarrei St. Georg in Bogenhausen bis zu 5000 Katholiken, so dass der Bau einer neuen Pfarrkirche notwendig wurde. In der Urkunde zur Grundsteinlegung am 25. Mai 1934 war zu lesen: „Nach vielen Versuchen, die bis auf das Jahr 1912 zurückgehen und bald einen Neubau neben der Gebeleschule, bald einen Erweiterungsbau oder Umbau der St. Georgskirche ins Auge fassten, kam endlich die Erbauung dieser Kirche zustande.“

Den Kirchenbauplatz am damaligen Secchiplatz erhielt die Kirchenstiftung Bogenhausen als Schenkung von der Stadtgemeinde München. Der erste Spatenstich für die neue Kirche Heilig Blut fand am 18. März 1934 und die Einweihung durch Erzbischof Kardinal Faulhaber am 1. November 1934 statt. Der Architekt Hans Döllgast schuf eine dreischiffige Hallenkirche in einfachen und klaren Formen. Sie hat eine Länge von 40 Metern und eine Breite von 16 Metern. Die von Richard Braun 1950 bemalte Holzdecke wird von 14 runden Säulen getragen (14 Nothelfer, 14 Kreuzwegstationen). Das Altarbild stammt von Albert Burkart, ebenso die Wandfresken von 1941 im nördlichen und südlichen Seitenschiff. Auf dem Fresko mit dem auferstandenen Christus sind einige, zum Kirchentitel passende Heilige abgebildet: Gertrud, Judas Thaddäus, Theresia v. Lisieux, Albertus Magnus, Longinus, Bruder Konrad, Hedwig und Johannes Bosco. Vom Altöttinger Kapuzinerbruder Konrad von Parzham, der 1934 heiliggesprochen wurde, gibt es eine Reliquie.

Den Reliefbogen über dem Hauptportal gestaltete Georg Pezold. Im Bogenfeld sind neben dem Lamm Christi die Symbole der vier Evangelisten dargestellt. Das Mosaik „zwei Engel mit dem Schweißtuch Christi“ aus geschliffenen Natursteinen im Giebelfeld schuf Günther Graßmann. Das Wappen daneben verweist auf Kardinal von Faulhaber, der die Kirche weihte und das Wappen an der Kirchensüdseite neben der Sonnenuhr erinnert an den ersten Pfarrer von Heilig Blut, den Prälaten Maximilian Blumschein.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1943 brannte die Kirche durch Bombeneinschlag bis auf die Umfassungsmauern aus. Turm, Sakristei und Unterkirche blieben erhalten. Die kirchlichen Einrichtungsgegenstände konnten nur zum Teil gerettet werden. Erhalten geblieben ist das Altarbild, der Tabernakel vom Silberschmied Johann Michael Wilm (1885–1963), die Statue des Auferstandenen von Theodor Georgii und die Ölberggruppe von Oswald Hofmann.

1950 baute man die Kirche unter Leitung von Hans Döllgast wieder auf. Der nun höhere Turm erhielt 1953 ein flaches Satteldach anstatt des früheren Spitzturmes. Der Kreuzweg (die Druckplatten entstanden um 1932) besteht aus Holzschnitten der Künstlerin Ruth Schaumann. Die Josefsfigur aus den 1950er Jahren stammt von Maria Elisabeth Stapp (1908–1995) und die Bronzefigur des hl. Antonius von Padua von Klaus Backmund. Hans Wimmer schuf die bronzene Heilig-Geist-Taube über dem von Architekt Oswald Hermann entworfenen Weihwasserbrunnen, ehemals der Taufstein der Kirche. Der heutige Taufstein mit Deckel (2009) stammt von Josef Alexander Henselmann wie auch die Delpbüste und das Gitter hinter der Madonnenstatue von Josef Hien, das sich aus 122 abstrahierten Engeln zusammensetzt. Das Kriegerdenkmal ist ein Werk von Josef Henselmann; den Steinaltar, den Bronzeambo und den Osterleuchter entwarf Max Faller.

Für ein Jahr war Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., Kaplan in der Pfarrei. An ihn erinnern seit 2009 die Glasbilder von Josef Alexander Henselmann „Deus Caritas Est“ am Eingangsportal.

Bilder

Die Kirche Heilig Blut, vor 1945
Die Kirche Heilig Blut, vor 1945 Architekt der am 1. November 1934 eingeweihten Kirche war Hans Döllgast (1891–1974). Der Turm war ursprünglich als Spitzturm gestaltet. Quelle: © Pfarrei Heilig Blut, München
Die Kirche Heilig Blut, 1991
Die Kirche Heilig Blut, 1991 Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Turm ein flaches Satteldach. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek, ZI-0852-02-364661 Erstellt von: Margrit Behrens
Die Ölberggruppe an der nördlichen Außenwand, 1991
Die Ölberggruppe an der nördlichen Außenwand, 1991 Die beiden von Oswald Hofmann (1890–1982) aus Holz gefertigten Figuren stammen noch von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche aus dem Jahr 1934. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek, ZI-0852-02-364666 Erstellt von: Margrit Behrens
Heilig Blut, Ansicht von Westen mit dem Hauptportal, 1991
Heilig Blut, Ansicht von Westen mit dem Hauptportal, 1991 Der von Georg Pezold (1865–1943) gestaltete Reliefbogen über dem Hauptportal zeigt neben dem Lamm Christi die Symbole der vier Evangelisten. Das Mosaik im Giebelfeld wurde von Günther Graßmann (1900–1993) geschaffen. Das Wappen daneben verweist auf Kardinal von Faulhaber, der die Kirche weihte. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek, ZI-0852-02-364664 Erstellt von: Margrit Behrens
Blick auf den Altarraum, vor 1943
Blick auf den Altarraum, vor 1943 Das Hochaltarbild wurde 1934 von Albert Burkart (1898–1982) geschaffen. Es zeigt Christus am Kreuz und einen Engel, der für die Menschheit das heilige Blut Christi auffängt; rechts sind die Stifter der Kirche dargestellt. Quelle: © Pfarrei Heilig Blut, München
Blick auf Empore und Orgel, um 1935
Blick auf Empore und Orgel, um 1935 Die dreischiffige Hallenkirche wird durch 14 schlanke Rundsäulen aus schalungsrauem Beton gegliedert, die ursprünglich eine flache Stuckdecke trugen. Quelle: © Pfarrei Heilig Blut, München
Die Glasbilder von Josef Alexander Henselmann am Eingangsportal, 2025
Die Glasbilder von Josef Alexander Henselmann am Eingangsportal, 2025 Die Türe wurde aus vier Schichten Glas zusammengefügt und erhielt einen geschmiedeten und verzinnten Bronzerahmen. Das äußere Floatglas goss man in eine Form, die den Abdruck der alten Holztüre wiedergab. So kann man außen Ornamente und Zierleisten der alten Türe erkennen. Für die Innenseite wurde mundgeblasenes Antikglas aus Waldsassen verwendet. Es entstanden leicht unebene farbige Tafeln mit Lufteinschlüssen, die vor dem Zusammensetzen nachbearbeitet wurden. Zu lesen sind im linken Türflügel „Joseph Ratzinger, Kaplan in Hl. Blut, 1951-52“ und rechts „Deus Caritas Est, Benedikt XVI“. Erstellt von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Ort

Scheinerstraße 12, 81679 München

Metadaten

Karin Bernst, “Die Pfarrkirche Heilig Blut,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 11. Juli 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/261.