Die Daphne in der Grünanlage Wahnfriedallee
Eine Nymphe und ihre Künstlerin

Die circa sechs Hektar große Grünanlage an der Wahnfriedallee erstreckt sich in west-östlicher Richtung und wird durch die Effnerstraße in zwei Teile geteilt. Zur Daphne gelangt man von der Oberföhringer Straße aus.
Die Bronzeplastik, eine Nymphe aus den griechischen Göttersagen, stammt vom ehemaligen Brunnen am Ostbahnhof. Nach der Demontage im Jahr 1982 schlug die Stadt vor, die Skulptur auf dem Johannisplatz in Haidhausen aufzustellen. Aufgrund der Nähe zur Kirche stieß dieser Standort jedoch auf Kritik – nicht zuletzt, weil es sich bei der Figur um eine unbekleidete Nymphe handelt. Auch die Künstlerin selbst sprach sich gegen die Platzierung an diesem Ort aus. Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung aus dem Juni 1997 berichtet von einer probeweisen Aufstellung der Skulptur, die zu Szenen „wie bei Don Camillo und Peppone“ geführt habe – da die Skulptur offenbar keinen Anklang in der Bevölkerung fand, wurde sie schließlich auf dem städtischen Bauhof in Johanneskirchen eingelagert. Seit August 2007 steht die Daphne an ihrem heutigen Standort.
Folgender Text befindet sich auf der dazugehörigen Bodenplatte:
„DAPHNE · NYMPHE AUS DEN GRIECHISCHEN GÖTTERSAGEN VOM GOTT APOLL VERFOLGT UND ZUM SCHUTZ DAVOR DURCH DEN GÖTTERVATER ZEUS IN EINEN LORBEERBAUM VERWANDELT · DIE BRONZEPLASTIK DER BILDHAUERIN MARLENE NEUBAUER-WOERNER MÜNCHEN ZEIGT DEN BEGINN DER VERWANDLUNG UND WURDE AM 8.10.1976 ALS DAPHNEBRUNNEN AM ORLEANSPLATZ ERRICHTET SPÄTER BEI DER NEUGESTALTUNG DES PLATZES ENTFERNT“
Von der Bildhauerin Marlene Neubauer-Woerner gibt es einige trockengelegte Brunnen in München. Ein Beispiel hierfür sind das „Mädchen auf dem Delfin“ im Westbad, das Krokodil im Michaelibad, der Brunnen mit den drei Löwen an der Perlacher Straße und der Brunnen „Wasserkrone“ von 1965 im Hasenbergl (Blodigstraße). Die Brunnenskulpturen existieren zwar noch, aber es fließt kein Wasser mehr durch die Leitungen. Durch mutwillige Zerstörung wurden Wasserleitungen verstopft oder auch Teile abgehauen – und ist die Technik nicht mehr zu reparieren, werden Brunnen irgendwann abgeschaltet.
Marlene Neubauer-Woerner (1918–2010) begann 1936, nach ihrem Abschluss an der Staatlichen Fachschule für Keramik in Landshut, ihr Studium als Architekturbildhauerin an der Akademie für angewandte Kunst. Als erste Frau bewarb sie sich unter dem Namen M. Woerner, also ohne Angabe des vollständigen Vornamens, bei Professor Josef Henselmann – denn dieser legte keinen großen Wert darauf, Frauen zu unterrichten. Frauen standen damals meist nur kostenpflichtige, private Kunstschulen offen. Erst ab 1918/19 waren sie an den Akademien zugelassen. Ab 1941 studierte Neubauer-Woerner bei Professor Richard Knecht an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit 1945 arbeitete sie als selbstständige Architekturbildhauerin.
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