Architekturmuseum der TUM: Amerikanisches Generalkonsulat, 1954–1958
Ein architektonisches Bekenntnis zu „Freiheit“ und „Demokratie“

Das Amerikanische Generalkonsulat am Englischen Garten, gegenüber dem frühklassizistischen Prinz-Carl-Palais und vis-à-vis dem nationalsozialistischen, neoklassizistischen Haus der Kunst, repräsentierte bei der Eröffnung 1958 das freiheitlich-demokratische Amerika.
Das Gebiet zwischen Von-der-Tann-, Königin- und Schönfeldstraße wurde im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen schwer zerstört. Nachdem das Amerikanische Generalkonsulat zunächst im 1945 beschlagnahmten Zentralministerium an der Ludwigstraße 2 untergebracht war, sollte das Ruinengrundstück für den Neubau genutzt werden. Das amerikanische Architekturbüro SOM (Skidmore, Owings & Merill), das mit dem Lever Building in New York das erste vollverglaste Bürogebäude im International Style geschaffen hatte, entwickelte einen Bautypus, der für die in Deutschland geplanten Generalkonsulate angepasst wurde. Die Landeshauptstadt München akzeptierte allerdings den Entwurf nicht und beauftragte Sep Ruf, der seinerzeit in Bonn für die US-amerikanischen Hochkommissare verschiedene Projekte bearbeitete. Auf Grundlage des SOM-Typus entwickelte Ruf schließlich eine einvernehmliche Lösung mit einer Grünverbindung vom Finanzgarten zum Englischen Garten: Über einem niedrigen Pavillon erhebt sich auf freistehenden geschosshohen Betonstützen das dreigeschossige Kanzleigebäude mit einer Vorhangfassade mit Natursteinplatten im Brüstungsbereich. Der Nordflügel des Pavillons schiebt sich unter das Hauptgeschoss und dient sowohl als Empfangsbereich wie auch als Treppenhaus. Die Glaswände des Pavillons öffnen sich zum Englischen Garten und sind rückseitig von Wänden mit einer Natursteinverkleidung umschlossen. Den Eingang akzentuiert das Kunstwerk „Der Gong“ von Harry Bertoia.
Zum Schutz vor möglichen Terroranschlägen wird das Gelände seit 1985 von einem hohen Metallzaun abgeschirmt und permanent bewacht. In den späten 1990er-Jahren wurde auch noch die Straße gesperrt. Das programmatische Bekenntnis, mit einer offenen Architektur einen Blick in jenes Amerika, „von welchem man Demokratie und Lebensart lernen könne“, zu ermöglichen, scheiterte gleich zwei Mal. Zurzeit scheint die einer Festung gleichende Anlage von der Geschichte überholt und eher ein Sinnbild für den Verlust von Freiheit und Demokratie in den USA zu sein.
Audio
Bilder







