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Das Rochus-Spital an der Wilhelminischen Veste

Das Rochusbergl – wo die Blinden stehend eingegraben wurden

Das Rochus-Spital war eine Stiftung des bayerischen Herzogs Wilhelm V. Sein Zweck war es, durchreisende Pilger zu beherbergen. Die eingeengte Lage zwischen der herzoglichen Residenz und der Stadtmauer führte zu skurrilen Scherzen.

Vom ehemaligen Rochus-Spital zeugt heute nur eine Steinplatte an der Fassade der Rochusstraße 6 im oberen Stockwerk. Die Umgebung hat sich stark verändert, und die Seitengasse erinnert kaum noch an die einstige vornehme Nachbarschaft. Auf der anderen Seite der heutigen Pacellistraße stand die Wilhelminische Veste (als Maxburg bekannt), die Herzog Wilhelm V. von 1593 bis 1597 errichten ließ. Schon 1589 hatte er hier ein Spital bauen lassen, das dem heiligen Rochus von Montpellier geweiht war – einem Pilger und Schutzpatron gegen die Pest. Das Spital wurde von zwei Geistlichen betreut und hatte die Aufgabe, Pilger drei Tage lang zu versorgen. In seiner 1803 erschienenen Beschreibung Münchens schrieb der Aufklärer Lorenz Hübner über diese Funktion abschätzig:

„Pilger, welche in jenen Zeiten alle katholischen Länder durchstrichen, und Römer, Loretaner, Composteller und andere geweihte Waare an andächtige, leichtgläubige Menschen vertrödelten, wurden hier aufgenommen und einige Zeit lang verpflegt.“

1603 wurde das Spital um eine Kapelle an der Stadtmauer und einen Friedhof erweitert. Bald war dieser Ort als Rochusbergl bekannt. Wegen des beengten Raums des Friedhofs hieß es scherzhaft, hier begrabe man die Blinden stehend (die Toten seien blind und der Totengräber grabe stehend). 1789 wurde das Spital aufgelöst und der Friedhof eingeebnet. Nur die Kapelle blieb noch eine Zeit lang erhalten.

Bilder

Das Rochus-Spital, Paur, 1705
Das Rochus-Spital, Paur, 1705 Schön zu erkennen ist hier der überdachte Übergang von der Wilhelminischen Veste zum Ballhaus auf der anderen Straßenseite. Rechts daneben ragt das Spitalgebäude von der Straße weg zur Mauer, wo die Kapelle steht. Quelle: Matthias Paur: Kurfürstliche Haupt- und Residenzstadt, 1705
Das Rochus-Spital, Merian, 1644
Das Rochus-Spital, Merian, 1644 Die Ansicht von Matthäus Merian von 1644 ist sehr ungenau. Trotzdem erkennt man die Kapelle des Rochus-Spitals an der Stadtmauer und den angrenzenden Friedhof. Das Spitalgebäude selbst wurde fälschlich mit dem Ballhaus zu einem Komplex verbunden. Quelle: Matthäus Merian d.Ä.: Monachium München, 1644
Das Rochus-Spital, Volckmer, 1613
Das Rochus-Spital, Volckmer, 1613 Die Zeichnung von Tobias Volckmer von 1613 diente Merian offensichtlich als Vorlage. Hier ist die Kapelle mit der Nummer 17 gekennzeichnet und in der Legende als „S: Rochus Capell Vor die bilgram“ ausgeweisen. Quelle: Tobias Volkmer d. J.: Monachivm Bavariae, 1613
Das Rochus-Spital, Stimmelmayr, um 1800
Das Rochus-Spital, Stimmelmayr, um 1800 Die Zeichnung von Johann Stimmelmayr scheint noch aus dem 18. Jahrhundert zu stammen, als das Spitalgebäude noch stand. In seiner Darstellung wirkt es so, als läge es mit der Kapelle an der Stadtmauer auf einer Flucht, was nicht der Fall war. Quelle: Johann Stimmelmayr: Häuser, und Gäßen der Stadt München, Zwischen 1750 und 1800, Abb. 54.
Hans von Aachen: Herzog Wilhelm V. von Bayern mit seinem Sohn Albrecht, 1590
Hans von Aachen: Herzog Wilhelm V. von Bayern mit seinem Sohn Albrecht, 1590 Er veränderte das Stadtbild Münchens durch große Komplexe, wie das sogenannte Wilhelminum bestehend aus Michaelskirche und Alter Akademie sowie die Wilhelminische Veste. Sein bekanntester Neubau ist vermutlich das Hofbräuhaus. Quelle: Wikimedia Commons

Ort

48.14123558091796, 11.570981485366067 (Rochusstraße 6, 80333 München)

Metadaten

Frieder Leipold/ARCHIATER, “Das Rochus-Spital an der Wilhelminischen Veste,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 12. Mai 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/240.