
Die Ausdehnung des Münchner Viktualienmarktes lässt die Ausmaße des Spitals erahnen, das einst an dieser Stelle stand. Doch nur mit viel Phantasie kann man die ehemaligen Gebäude im Kopf wieder erstehen lassen.
Blickt man vom Elise-Aulinger-Brunnen zur Heilig-Geist-Kirche, kennzeichnet die dortige Dachrinne anschaulich den hinteren Bereich, den früher das Weiber-Spital eingenommen hat. Verlängert man diesen fast bis zum Brunnen, lässt sich die damalige Ausdehnung erahnen. Leicht abgewinkelt in Richtung Peterskirche schloss sich das kleinere Männer-Spital an, das etwa bis zur Einmündung des Petersplatzes reichte.
Doch die beiden Gebäude und die Kirche waren nur ein Teil des großen Heilig-Geist-Spitals. Es umfasste auch ein Findelhaus für Waisenkinder, eine Gebärstube, eine Rauchstube zur Behandlung mit Räucherwerk sowie ein sogenanntes Tollhaus für „Narren“. Geistliche lebten im Pfarrhaus und in Benefiziatenhäusern. Im Südwesten lagen rund um einen eigenen Hof Wirtschaftsgebäude wie Viehställe, Schmiede, Brauerei und Schlachthaus. Am heutigen Dreifaltigkeitsplatz befand sich ein Friedhof mit eigener Kapelle.
Das Ende des Spitals kam schrittweise: Schon Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Findelhaus verlegt, 1803 folgten Gebärstube und Tollhaus. 1807 zog der Schrannenmarkt vom Marienplatz auf das Spitalsgelände, wofür erste Gebäude abgerissen wurden. 1823 verließen die letzten Pfründner das Areal. Das Weiber-Spital diente noch bis 1884 als Fleischbank – dann wurde es abgetragen.
Bilder




