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Die Alte Akademie

Den Hieroglyphen auf der Spur …

In der Alten Akademie findet sich ein Ursprung des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst – hier wurden vornehmlich altägyptische Objekte mit Inschriften gesammelt, um sich am Wettlauf zur Entzifferung der Hieroglyphen zu beteiligen.

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst verdankt seine Entstehung der Sammelleidenschaft früherer Generationen. Die Motivation für den Erwerb war dabei durchaus unterschiedlich, so kaufte die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften in der ersten Hälfte des 19. Jahrunderts Objekte, um vor allem eine Sammlung für die Forschung zu schaffen.

Ihr Generalsekretär Adolf Friedrich Heinrich von Schlichtegroll förderte bereits 1817 mit der Veröffentlichung einer Reproduktion des Steins von Rosetta die Bemühungen um die Entzifferung der Hieroglyphenschrift. Im gleichen Jahr begann der Aufbau einer eigenen Sammlung ägyptischer Objekte an der Akademie der Wissenschaften.

David Dumreicher, ältester Spross einer Kemptener Handwerkerfamilie, hatte in Alexandria eine Handelsniederlassung gegründet und brachte den Sarg des Werbiksea (ÄS 16) aus Ägypten nach München, um ihn dem bayerischen König Max I. Joseph zum Geschenk zu machen. Dieser gab ihn an die Akademie der Wissenschaften. Schlichtegroll formulierte anlässlich dieser ersten Schenkung im Jahresbericht der Akademie für 1818 seine Hoffnung, dass aus dem Sarg über die Jahre eine Sammlung ähnlicher Objekte aufgebaut werden könne.

Nur zwei Jahre später konnte die Akademie die Sammlung von Franz Wilhelm Sieber ankaufen. Der Naturwissenschaftler, Botaniker und Forschungsreisende hatte auf einer Reise über Kreta, Ägypten und Palästina in den Jahren 1817 bis 1819 die Sammlung selbst zusammengetragen und nach Europa gebracht. Er versuchte, sie dort zur Finanzierung weiterer Reisen zu veräußern.

Insgesamt brachte Sieber etwa 230 ägyptische Antiken mit, darunter Särge und Mumien, Amulette, Uschebti, Papyri, Stelen, Öllampen, Sandalen und vieles andere. Nicht alle Objekte sind dabei anhand seines „Beschreibenden Verzeichnisses“ identifizierbar. Als die bedeutendsten Objekte wurden die Sargensemble von Heritubechet (ÄS 12), Djedchonsuiuefanch (ÄS 63) und Imenemuia (ÄS 67) betrachtet.

Die 1820 erworbenen Objekte der Sammlung Sieber kamen in das Akademiegebäude an der Neuhauser Straße und wurden im gleichen Jahr von Gustav Friedrich Waagen in seiner Veröffentlichung „Ueber die, in den Sammlungen der königl. Akademie der Wissenschaften zu München befindlichen Mumien und andere ägyptische Alterthümer“ beschrieben. Zu dieser Publikation schrieb wiederum Schlichtegroll das Vorwort und regte an, ein Corpus der Darstellungen altägyptischer Särge zu schaffen. Er nannte dabei die in Berlin, Kopenhagen, Dresden, Göttingen, London, München, Paris, Rom und Wien vorhandenen Särge und führte aus, dass nur der Vergleich möglichst vieler Darstellungen „der Betrachtung ältester Kunst und Hieroglyphe ein neues Feld öffnen“ kann. Außerdem betonte er auch an dieser Stelle noch einmal klar den Zweck der Sammlung, indem er darauf verwies, dass in München der Anfang einer ägyptischen Sammlung gemacht worden sei, deren weiterem Ausbau sich die Akademie verschreiben wolle und die dazu diene, aktuellen und künftigen Forschergenerationen als Untersuchungsgegenstand zur Verfügung zu stehen.

Bilder

Die Alte Akademie an der Neuhauser Straße, 1973
Die Alte Akademie an der Neuhauser Straße, 1973 Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek/Archiv, ZI-0935-01-01-Th243118 Erstellt von: Margrit Behrens
Titel der Drucklegung von Schlichtegrolls Rede am 28. März 1818
Titel der Drucklegung von Schlichtegrolls Rede am 28. März 1818 Quelle: Bayerische Staatsbibliothek
Sarg des Werbiksea
Sarg des Werbiksea Quelle: SMÄK, ÄS 12a Erstellt von: Marianne Franke
Sarg der Heritubechet aus der Sammlung Sieber
Sarg der Heritubechet aus der Sammlung Sieber Quelle: SMÄK, ÄS 12a–c Erstellt von: Marianne Franke
Tafel an der Alten Akademie, 2007
Tafel an der Alten Akademie, 2007 Heute erinnert eine Gedenktafel an die wissenschaftlichen Institutionen, die seit 1773 in der Alten Akademie untergebracht waren. Quelle: Wikimedia Commons Erstellt von: Rufus46

Ort

Neuhauser Str. 8–10, 80333 München

Metadaten

Arnulf Schlüter, “Die Alte Akademie,” MunichArtToGo, accessed 6. Mai 2024, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/149.