Das Kavallerie-Denkmal von Bernhard Bleeker
„DER DEUTSCHEN KAVALLERIE ZUM GEDENKEN 1870–1945“
Wenige Schritte abseits der Ludwigstraße steht ein überlebensgroßes, ungesatteltes Bronzepferd auf einem hellen Steinsockel. Es handelt sich um das 1955 bis 1960 entstandene Kavallerie-Denkmal des Bildhauers Bernhard Bleeker. Trotz des prominenten Standorts ist die Geschichte dieses Denkmals weitgehend unbekannt.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bemühten sich verschiedene Waffengattungen um Zeichen der Erinnerung. Ehemalige Kavalleristen gründeten hierzu den „Verein zur Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen der Kavallerie-Regimenter“ und entschieden sich für die Beauftragung von Bernhard Bleeker (1881–1968). Der Bildhauer hatte sich mit der Figur Der Tote Soldat (1921–1924) im Kriegerehrenmal im Münchner Hofgarten für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und mit dem Rossebändiger (1925–1931) vor der Technischen Hochschule München (heutige Technische Universität München) einen Namen gemacht. Von 1922 bis 1945 war Bleeker zudem Professor für Bildhauerei an der Münchner Akademie der Bildenden Künste.
Zahlreiche Fotografien der verschiedenen Gipsmodelle, die er anfertigte, dokumentieren den Formfindungsprozess. Bleekers Grundidee für das Denkmal war ein einsam auf dem Schlachtfeld zurückgebliebenes Pferd, dessen Reiter gefallen ist. Bei der Entstehung wurde dies als Ausdruck für „die schmerzvolle Trennung vom Reiter und seiner zweiten Wesenheit, seinem Pferde“ gesehen (Friedrichs, 26.04.1956, S. 1.). Das Pferd als Hauptattribut der Kavallerie wird bei Bleeker zum Stellvertreter dieser Waffengattung.
Auf der Rückseite des Steinsockels befindet sich die heute nur noch schwer zu entziffernde Inschrift: „DER / DEUTSCHEN / KAVALLERIE / ZUM / GEDENKEN“. Lediglich diese Widmung und das Relief mit Adlerschild und gekreuzten Säbeln auf der Vorderseite zeichnen die Skulptur als Kriegerdenkmal aus.
Der Kavallerie-Denkmal-Verein hatte sich gegen Entwürfe entschieden, die den Kriegstod der Kameraden unmittelbarer verdeutlicht hätten, wie einen Sockel in der Form eines Sarkophags, das Relief eines toten Soldaten oder einen Trauerkranz mit Stahlhelm. Das ausgeführte Denkmal fällt durch seine nahezu programmatische Unauffälligkeit hinsichtlich seiner Widmung für die gefallenen Kavalleristen auf. Auch die Einweihung des Denkmals 1960 glich mehr einer Gedenkfeier für die mit Ende des Zweiten Weltkriegs aufgelöste Kavallerie als einer Erinnerung an die Gefallenen.
Es sind keine zeitgenössischen Stimmen bekannt, die sich kritisch zur Aufstellung des Kavallerie-Denkmals äußerten. Stattdessen betonte beispielsweise Münchens Bürgermeister Georg Brauchle bei der Einweihungsfeier, dass „mit diesem Denkmal […] besonders die Tierliebe der Münchener angesprochen“ werde (zit. nach Rehmet 1960). Ebenso naiv freute sich Franz Lippert, Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium, dass das Denkmal „in der Stadt, in der die Tierliebe und der Reitsport so verbreitet sind, aufgestellt wurde“ (zit. nach Fischer 1960, S. 5).
Aus Sicht des 21. Jahrhunderts zeugt das Denkmal in mehrfacher Hinsicht von einem unreflektierten Umgang mit der deutschen Vergangenheit. Auch seine Errichtung nur 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, vor dem durch Luftangriffe beschädigten ehemaligen Kriegsministerium, gilt heute als problematisch.