Die Schmied von Kochel-Statue
Gedenken an die Symbolfigur des Bauernwiderstandes
Der Schmied von Kochel stellt eine besonders denkwürdige Persönlichkeit dar. Ihm wird nachgesagt, heroisch in den Bauernaufständen gegen die Besatzung der Österreicher 1705 in Sendling gekämpft zu haben, wobei das Motto der Bauern „Liaba bairisch steam, ois kaiserlich verdeam“ lautete. Der Aufstand, welcher damals von der Besatzungsmacht niedergeschlagen wurde, ist ein wichtiger Teil der Geschichte Münchens.
Die Statue zeigt den Schmied von Kochel, heroisch mit der bayrischen Fahne in der einen, seinem Hammer in der anderen Hand. Insgesamt ist die Skulptur 6,67 Meter hoch und 2,57 Meter breit. Auf der Vorderseite des Sockels steht: „ZUM GEDÄCHTNIS DER OBERBAYRISCHEN LANDESERHEBUNG UND DER SENDLINGER BAUERNSCHLACHT 1705“. Die Bronzestatue wurde 1911 fertiggestellt und ist in der Zusammenarbeit von Carl Sattler und Carl Ebbinghaus entstanden, wobei Ebbinghaus für die Gestaltung verantwortlich war. Carl Ebbinghaus, Schüler von Adolf von Hildebrand, wurde 1872 in Hamburg geboren und war ein Bildhauer und Medallieur. Carl Sattler hingegen war ein Architekt, geboren 1877 in Florenz und nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Direktor der Akademie der Bildenden Künste in München bekannt.
Die hünenhafte Darstellung soll den Schmied von Kochel ehren, einen Helden, der in den Anfängen des 18. Jahrhunderts die Bauernaufstände angeführt haben soll. In der sogenannten „Sendlinger Mordweihnacht“ wandten sich die Bauern gegen die österreichischen Besatzungstruppen, welche im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) die Region erobert hatten. Dieser erfolglose Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Am 29. Januar 1706 wurden die Rädelsführer Johann Clanze, Johann Aberle, Sebastian Senser und Georg Küttler auf dem heutigen Marienplatz enthauptet. Diejenigen, die mit Sendling vertraut sind, werden Ihre Namen wiedererkennen: nach diesen wurden die umliegenden Straßen benannt (die Kidlerstraße lässt sich vom Namen Küttler ableiten).
Während der Mordweihnacht soll der Schmied von Kochel tapfer gegen die Besatzung der Österreicher gekämpft haben. Ihm wird nachgesagt, als letzter Mann in der Schlacht gefallen zu sein. An dieser Schlacht waren Bauern aus dem gesamten Ober- und Unterland beteiligt. Eine der berühmtesten Aufzeichnungen des Schmieds von Kochel ist an der Mauer der direkt gegenüber dem Denkmal liegenden Kirche zu sehen. Das Fresko wurde 1830 in originaler Form von Wilhelm Lindenschmit dem Älteren gemalt. Jedoch wurde es von seinem Sohn abgenommen und neu gemalt. Wilhelm Lindenschmit der Ältere, der an der Akademie der Bildenden Künste in München sowie auch in Wien studierte, erstellte dieses Fresko, das nun sein berühmtestes Werk darstellt, auf eigene Kosten. Dies zeigt die Wichtigkeit der Figur für die damaligen Münchner.
Während oft über den Schmied von Kochel berichtet wird, zweifeln Historiker an der Authentizität der Figur. Der vermeintliche Schmied von Kochel hieß Georg Heinrici und war zum Zeitpunkt des Geschehens schon weit über 70 Jahre alt. Der einzige in der Mordweihnacht in den Sterbebüchern aufgeführte gefallene Schmied war Balthasar Riesenberger, ein Schmied aus einem Ort in der Grafschaft Valley. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Heldenfigur von dem Historiker Ferdinand Joseph Gruber erfunden, der unter Verdacht steht, sich seine Quellen ausgedacht zu haben. Bekannt wurde der Schmied von Kochel durch das Fresko von Wilhelm Lindenschmit. Aufgrund der vielen Unsicherheiten rund um die Geschichte wird oft auch vom „Schmied von Kochel-Mythos“ gesprochen. Unabhängig davon war die Geschichte des Sendlinger Helden tröstend für die unterdrückten Bauern. Den Opfern der Sendlinger Mordweihnacht wird heute noch in der Margaretenkirche gedacht. Jährlich wird zum vierten Advent eine Andacht zusammen mit den Oberländer Trachtenvereinen gehalten, mit einem anschließenden Umzug auf den Hof der alten Sendlinger Kirche. Der „Trachtenverein Schmied von Kochel München-Sendling“ besteht speziell zu Ehren des Helden.
Die Statue stellt den Schmied von Kochel – so ja auch die Intention – als erhabene Heldenfigur dar. Die Darstellung eines wahrscheinlich erfundenen Helden mag diskutabel sein, allerdings ist der Mythos eng mit der Geschichte Sendlings verbunden. Gerade in der Gegend in unmittelbarer Nähe zum Schauplatz der Aufstände und der Mordweihnacht fügt sich die Statue gut in das Gesamtbild ein und erhält die Erinnerung lebendig.