Das Gelände des Bürgerparks Oberföhring liegt im Stadtteil Bogenhausen und beherbergt heute unterschiedliche Vereine und Gruppierungen aus den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater und Stadtteilkultur. Erbaut wurden die Baracken 1939 als Luftwaffenlazarett. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bauten noch bis 1984 als ziviles Krankenhaus genutzt. Seitdem ist der Bürgerpark ein Teil des nichtkommerziellen Kulturraums München.
Der Bürgerpark Oberföhring umfasst eine große Zahl unterschiedlicher Einrichtungen. Dazu zählen Galerien, Clubs, Theater, Vereine, Probenräume und weitere kulturelle und soziale Institutionen. Sie nutzen die alten Barackenbauten von 1939 oder befinden sich in neu errichteten Gebäuden auf dem Gelände.
Die historischen Baracken gehen noch auf die Ursprünge des von einer Mauer umgebenen Geländes zurück. Auf dem Areal einer ehemaligen Ziegelei wurde 1939 ein Luftwaffenlazarett erbaut. Während des Krieges wurden hier Soldaten behandelt und Luftwaffensanitätspersonal ausgebildet.
Das Lazarett setzte sich aus 21 Gebäuden zusammen, die über ein Netz von Straßen und Wegen verbunden waren – hauptsächlich handelte es sich um einstöckige Baracken (z.B. für Verletzte, Sanitätspersonal, Verwaltung und Bewirtschaftung), aber auch um einige feste Gebäude.
Nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen in München im Frühjahr 1945 wurde das Lazarett bis 1946 von der amerikanischen Militärregierung übernommen. Da es in München nach dem Krieg akut an Krankenhausbetten mangelte, wurde das Gelände des ehemaligen Militärlazaretts dann unter städtische Verwaltung gestellt – obwohl es ursprünglich als Provisorium gebaut worden war und Architektur der NS-Zeit nach dem Krieg häufig abgerissen wurde.
1984 zog der Krankenhausbetrieb in den Neubau des städtischen Krankenhauses Bogenhausen um. Die Stadt plante daraufhin, das ehemalige Lazarett-Gelände zu verkaufen. Mehrere Vereine Oberföhrings hatten jedoch Raumbedarf. Um die Nutzung durch Vereine durchzusetzen, wurden einige Baracken im Juni 1984 durch die „Vereinsgemeinschaft 29 e.V.“ besetzt. Es kam zu langwierigen Verhandlungen mit der Stadt, an deren Ende ein Mietvertrag für das parkartige Gelände und zwölf Baracken unterzeichnet wurde, der seither immer wieder erneuert wird.
In der darauffolgenden Zeit haben sich unterschiedliche Nutzergruppen auf dem Gelände formiert, beispielsweise der „Freie Kunstverein O.K. neun“ oder die „Interessengemeinschaft Bürgerpark Oberföhring“/IBO, welche die Interessen aller Gruppierungen auf dem Gelände vertreten und sich um den Fortbestand des Bürgerparks kümmert.
Die auf das Lazarett zurückgehende bauliche Infrastruktur ermöglicht eine vernetzte, aber dezentralisierte Nutzung des Geländes durch die unterschiedlichen Interessengruppen. Eine Besonderheit ist die Einbettung der Gebäude in die Natur, die der Anlage eine einzigartige Atmosphäre verleiht.
Die Beschaffenheit des Bürgerparks ermöglicht eine Vielzahl von unterschiedlichen Veranstaltungen – sei es ein Faschingsumzug der Feringa-Gesellschaft, Konzerte im Punk-Club „Kafe Kult“, Ausstellungen der Künstler:innen beider Atelierhäuser (OK9 und FOE) oder Puppenspiel im „Kleinen Theater im Pförtnerhaus“. In der Vergangenheit war der Bürgerpark auch ein wichtiger Ort für die Streetart-Szene.
Kunst- und Kulturorte Münchens, die Geschichte haben, aber nicht zur institutionalisierten Kunst gehören, werden im Verlaufe der letzten Jahrzehnte immer mehr aus dem städtischen Raum verdrängt. Als Gründe dafür werden oft die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und neuem Wohnraum herangezogen. Damit verschwindet häufig eine gewachsene alternative Kultur und die Chance kultureller Teilhabe an diesen historischen Orten.
Obwohl es sich um einen wichtigen Ort für das Münchner Kulturleben handelt, ist das Fortbestehen des Bürgerparks Oberföhrig immer wieder bedroht. Für die Zeit nach dem Auslaufen des aktuellen Mietvertrags 2025 plante die Stadt eine Generalsanierung samt Neubau, welche stark in die existierenden Strukturen eingegriffen hätte. Die Nutzer:innen des Geländes waren sich darin einig, dass ein Umbau den Charakter des Bürgerparks nachhaltig beeinträchtigen würde. Um also das geschichtsträchtige Gelände mitsamt seinen unterschiedlichen Nutzungen erhalten zu können, wurde im August 2023 eine Online-Petition gestartet. Bereits einen Monat später konnte sie erfolgreich geschlossen werden – dank der regen Beteiligung beschloss die Stadt, den Bürgerpark in seiner existierenden Form beizubehalten.