Eine Vedute von München
Blick auf die Matthäuskirche und das Himbsel-Haus um 1840
Die Vedute zeigt München nach der Entfestigung und der Bautätigkeit unter Max I. Joseph – die Stadt war damals geprägt von einem „modernen Bauen“ in Form eines knappen, ökonomischen Klassizismus. Die Ansicht wird beherrscht vom sogenannten Himbsel-Haus, einem Beispiel für die damals beginnende Bauspekulation der Stadt: Johann Ulrich Himbsel (1787–1860), einerseits Baubeamter, andererseits auch erfolgreicher Münchner Bauunternehmer, errichtete 1816 das Gebäude am Lenbachplatz, an dem heute die alte Börse steht. Dieser Ort war ein Dreh- und Angelpunkt der damaligen Bauplanung im Bereich Maximiliansplatz, Lenbachplatz und Sonnenstraße. Das Gebäude wird beschrieben als „...gewaltiger, auf Fernsicht vom Maximiliansplatz und vom Karlsplatz aus berechneter Bau“ (zit. nach Zimmermann 1980, S. 81–82).
Man blickt also vom Karlsplatz/Lenbachplatz in die Sonnenstraße hinein auf die westliche Eingangsfassade der Matthäuskirche, in Schrägansicht von links. Die vielen Bäume im Vordergrund lassen an einen Standort nahe des Alten Botanischen Gartens denken und zwar nordöstlich dahinter in Richtung Karolinenplatz.
Die Matthäuskirche wurde im Jahr 1833 als erste evangelische Kirche Münchens nach einem Entwurf des königlichen Oberbaurats Johann Nepomuk Pertsch (um 1780–1835) erbaut. Von den Nationalsozialisten wurde der Bau jedoch im Jahr 1938 abgerissen, da er als Verkehrshindernis galt – die Sonnenstraße sollte eine große und breit angelegte Aufmarschstraße werden. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude wurden in den Fünfzigerjahren wieder aufgebaut und die Sonnenstraße wurde zum sogenannten Altstadtring, der inneren Ringstraße um die Altstadt Münchens. In letzter Zeit besinnen sich die Münchner Stadtplaner wieder auf die ursprünglich von Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823) als grüner Boulevard geplante Sonnenstraße zurück, deren Bepflanzung aktuell geprüft wird.
Wir danken Dr. York Langenstein für die wertvollen Hinweise.