Die Galerie Hugo Helbing
Auktionshaus, Kunstgalerie und Verlag von Weltgeltung 1885–1937
Von 1900 bis 1938 war in München eines der bedeutendsten Auktionshäuser des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, die Galerie Hugo Helbing, ansässig.
Von 1900 bis 1938 residierte die Galerie Hugo Helbing im Eckhaus Liebigstraße 21 / Wagmüllerstraße 15. Hugo Helbing (1863–1938) eröffnete 1885 seine erste Kunsthandlung in der Residenzstraße 12. Ab 1887 veranstaltete er Auktionen in stetig steigender Anzahl in München, aber auch in anderen deutschen Städten. 1893 versteigerte Helbing mehrere Nachlässe in Basel und damit erstmals im Ausland.
Im Jahr 1900 zog die Galerie Helbing in das von Gabriel von Seidl (1848–1913) errichtete Eckhaus in der Liebigstraße 21. Im Jahr darauf ließ Helbing auf dem angrenzenden Grundstück in der Wagmüllerstraße 15 ein weiteres Gebäude mit einem repräsentativen Oberlichtsaal für die Auktionen errichten. Trotz eines Zusammenbruchs des Auslandsgeschäfts brachte der Erste Weltkrieg kaum wirtschaftliche Einbußen auf dem Kunstmarkt. 1917 eröffnete Helbing eine Zweigniederlassung in Berlin, 1919 expandierte er nach Frankfurt am Main.
Im Rahmen der Auktionen, bei denen neben Gemälden, Grafik und Skulpturen auch prächtige Gobelins, wertvolles Porzellan, Schmuck oder seltene Musikinstrumente unter den Hammer kamen, ersteigerte nicht nur die Münchner Bourgeoisie die Ausstattung ihrer repräsentativen Stadtwohnungen; auch namhafte Sammler*innen und internationale Museen sowie Kunsthandlungen lieferten sich Bietergefechte um die besten Objekte. Aufgrund der hochwertigen Objekte, der Spitzenpreise, die sie erzielten und des illustren Kund*innenkreises erregten die Versteigerungen bei Helbing auch international große Aufmerksamkeit.
Die im Juli 1933 in Angriff genommene „Gleichschaltung“ des deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels setzte dem ein Ende. Das am 16. Oktober 1934 verabschiedete „Gesetz über das Versteigerergewerbe“ machte es als jüdisch geltenden Personen fortan unmöglich, Versteigerungen abzuhalten. Sowohl Hugo Helbing als auch die drei weiteren Teilhaber des Unternehmens, Helbings Sohn Fritz (1888–1943) sowie Theodor Neustätter (1880–1936) und Ernst Spiegel (1878–1953), waren von dieser antisemitischen Verfolgungsmaßnahme betroffen. Unter der Leitung des als „arisch“ geltenden Prokuristen Adolf Alt (1866–1947), der seit 1911 für Helbing tätig war, konnten zwischen 1935 und 1937 nur mehr vereinzelt Auktionen bei Helbing abgehalten werden.
Hugo Helbing wurde in der Pogromnacht 1938 verhaftet, brutal niedergeschlagen und erlag am 30. November 1938 im Alter von 75 Jahren seinen schweren Verletzungen. Theodor Neustätter war bereits 1936 verstorben. Fritz Helbing wurde im März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Allein Ernst Spiegel überlebte die Shoa, er konnte 1936 in die USA fliehen.
Der Kunsthändler Jakob Scheidwimmer erwarb im Juli 1941 die Geschäftsräume und darin noch vorhandene Lagerbestände und führte den Galeriebetrieb als „Galerie an der Wagmüllerstr. Jakob Scheidwimmer, vormals Hugo Helbing“ fort. Da er allerdings weiterhin keine Auktionen abhalten durfte, war das ehemals international bekannte Auktionshaus Hugo Helbing endgültig Geschichte.