Zwischen Möhlstraße und Montgelas-Berg befindet sich das Herzstück des ehemaligen Pfarrdorfs Bogenhausen: Das kleine Rokoko-Kirchlein St. Georg und der dazugehörige Friedhof, der bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten ist. Der genaue Zeitpunkt der Gründung der Pfarrei ist zwar nicht bekannt, wahrscheinlich aber handelt es sich bei St. Georg um die älteste Pfarrkirche Münchens.
Die heutige Gestalt der Kirche geht auf Umbauarbeiten zwischen 1766 und 1771 zurück. Ausgeführt wurden diese nach Plänen des berühmten Baumeisters Johann Michael Fischer (1692–1766), der in München zuvor bereits die Klosterkirche St. Anna im Lehel errichtet hatte. Die umfangreiche Umgestaltung von St. Georg erfolgte auf der Mauersubstanz des romanischen Vorgängerbaus, zudem erhielt der Turm seine zweifach geschnürte Zwiebelhaube, die bis heute weithin sichtbar das Zentrum von Alt-Bogenhausen markiert.
Die Erneuerung und Vergrößerung der Innenräume ermöglichte schließlich deren prachtvolle und kostbare Ausstattung, die bis 1777 vollendet wurde. Im Mittelpunkt des Bildprogramms steht der vollständig in Schnitzwerk ausgeführte Hochaltar, der von Johann Baptist Straub (1704–1784; 1737 zum Hofbildhauer ernannt) geschaffen wurde. Er zeigt in vollplastischer und äußerst detaillierter Ausführung den Triumph des heiligen Georg über den Drachen. Die beiden Nebenaltäre stammen von Ignaz Günther (1725–1775), dem nicht weniger berühmten Schüler Straubs, und seiner Werkstatt: Sie zeigen links Maria als Königin des Himmels, rechts den heiligen Korbinian, den ersten Bischof von Freising.
Die Deckenfresken stammen von Philipp Helterhof (um 1725–1807) und berichten vom Leben des Kirchenpatrons, welcher der Legende nach während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian zum Tode verurteilt wurde. Im Langhaus sind die Martyrien des heiligen Georg dargestellt, an der Ostseite gipfelt die Schilderung in seiner Enthauptung. Das Fresko im Altarraum zeigt seine Ankunft im Himmel vor der Heiligen Dreifaltigkeit.
1943 wurden die Deckenmalereien von St. Georg im Zuge des „Führerauftrags Monumentalmalerei“, einer auf Befehl Hitlers durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda durchgeführten Fotokampagne, dokumentiert. Es entstanden über 130 Aufnahmen, die für die Rekonstruktion der Fresken im Fall der Zerstörung durch den Luftkrieg angefertigt wurden.
„Auch die Georgs-Kirche wurde bei den verschiedenen Angriffen getroffen. Die Bedachung, der rückwärtige Chorbogen, der obere Raum der Sakristei und die Orgelbühne litten am meisten. Die Altäre und Figuren nahmen keinen Schaden. Die neuen Fenster wurden vollständig zerstört“, resümierte Stadtpfarrer Max Blumschein am 1. August 1945 im „Kriegs- und Einmarschbericht“ an das erzbischöfliche Ordinariat. Ihren ursprünglich angedachten Zweck mussten die 1943 angefertigten Dias also nicht erfüllen: Während 60 Prozent der im Zuge des „Führerauftrags“ im Deutschen Reich dokumentierten Werke im Verlauf des Krieges tatsächlich zerstört wurden, blieben die Fresken Helterhofs weitgehend unbeschädigt.