Liesl Karlstadt (1882–1960) wurde 1961 als dritte Person mit einem Trinkwasserbrunnen auf dem Viktualienmarkt geehrt. Der Bildhauer Hans Osel zeigt sie in einer ihrer Paraderollen, der resoluten, aber freundlichen Hausfrau.
Als Elisabeth Wellano, Tochter eines Bäckers italienischer Abstammung, wurde Liesl Karlstadt in der Münchner Zieblandstraße geboren. Entdeckt wurde sie 1910 von Karl Valentin mit der Bemerkung: "Als Soubrette san Sie vui z'mager, Soubretten müassen mollert sein!" Seit 1915 hat Liesl Karlstadt gemeinsam mit Karl Valentin 25 Jahre lang das „strahlende Zweigestirn am Himmel der grossen humoristischen Kunst gebildet“ und begeisterte gleich mit ihrer ersten Rolle als „Firmling“. In ihren Lebenserinnerungen schreibt sie: „Valentin habe für das 'Italiensche' nix übrig g'habt, weil eahm amoi auf an italienischen Salat so schlecht worn is“.
Ihren Brunnen bekam Liesl Karlstadt am ersten Jahrestag ihres Todes: am Donnerstag den 27. Juli 1961, um Schlag 19 Uhr. Aufgedreht wurde er von ihrer Schwester Ada. Dazu gab es in Anwesenheit unter anderem von Alt-Oberbürgermeister Thomas Wimmer und SKH Herzog Franz von Bayern Turm-Musik und die Bayern-Hymne. Der amtierende Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel hielt die Festrede und darin wurde sie von ihm „zum Köstlichsten, was München in den letzten 8oo Jahren hervorgebracht hat“ erhoben. Anschließend wurde sie in der Rats-Trinkstube offiziell „unter die Münchner Unsterblichen aufgenommen.“
„Liesl Karlstadt war nicht nur eine große Schauspielerin, sondern auch eine gute Münchnerin. Alles an ihr war gut und münchnerisch: Ihr Lebenslauf, ihre Sprache und vor allem ihr Wesen, ihre resolute Herzlichkeit, ihre Ehrlichkeit, ihre Güte und Bescheidenheit" – so der damalige Oberbürgermeister Vogel.
Wie der Inschrift auf dem Rand des Brunnenbeckens zu entnehmen ist, wurde der Brunnen 1961 von Hans Osel (1907–1996) geschaffen. Von 1926 bis 1930 studierte er an der Staatsschule für angewandte Kunst bei Karl Killer und Walther Teutsch, von 1930 bis 1938 an der Akademie der Bildenden Künste. Viele seiner Werke befinden sich im öffentlichen Raum in München und Umgebung, so etwa der Ziegelbrenner-Brunnen vor St. Johann Baptist in Haidhausen oder der Roider-Jackl-Brunnen, der ebenfalls auf dem Viktualienmarkt steht.