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Der Vier-Nymphen-Brunnen von Elmar Dietz

Tretet näher ans Wasser!

Antike Mythologie, besonders in Gestalt von Meereswesen – wie Nymphen – taucht als häufiges Thema an den Münchner Brunnen des Bildhauers Elmar Dietz auf.

Unter den Namen Nereiden-, Najaden- oder Vier-Nymphen-Brunnen ist der steinerne Brunnen am Gollierplatz in der Schwanthalerhöhe bekannt. 1934 wurde er von dem Bildhauer Elmar Dietz (1902– 1996) gestaltet. Der Brunnen ist oben von einer Gruppe aus vier nackten weiblichen Figuren bekrönt, die auf dem Bauch liegend mit Fischen gefüllte Netze halten. Aus den Fischmäulern sprudelt das Wasser in eine tieferliegende runde Steinschale, deren Außenseite mit stilisierten Löwenköpfen verziert ist, aus welchen das Wasser in ein darunter liegendes quadratisches Wasserbecken fließt.

Die Steinmetzarbeiten sind von Karl Hilbinger ausgeführt worden. Am 28. August 1935 sei der Brunnen in Betrieb genommen worden. Nach Kriegszerstörungen wurde der Brunnen wiederhergestellt und ab 1958 erneut in Betrieb genommen.

Der noch bis in die 1980er Jahre häufig im Münchner Stadtraum präsente Künstler Elmar Dietz war während der NS-Zeit in der Großen Deutschen Kunstausstellung mehrfach mit Kleinbronzen, Bildnissen und Reliefs vertreten. Seine Brunnen, wie der Vier-Nymphen-Brunnen oder der Brunnen „Fischerknabe“ an der Agnes-Bernauer-Straße aus dem Jahre 1936, befinden sich seit den dreißiger Jahren in München. Sein Œuvre umfasst vielfältige thematische Spektren – von christlicher Ikonografie über klassische Porträts bis zu mythologischen Darstellungen; zu diesem Themenbereich kann der Vier-Nymphen-Brunnen gezählt werden.

Während die Bezeichnung „Nereiden“ in der griechischen Mythologie meist für Meereswesen verwendet wird, meint „Najaden“ die in Süßgewässern, wie Quellen, Bächen oder Seen, lebenden Nymphen. Beide sind beliebte Motive für Quellen- und Brunnenfiguren. Die anmutigen, verspielten Nymphen erschienen meist im Gefolge, häufig auch im Reigen tanzend. Elmar Dietz ließ an seinem Vier-Nymphen-Brunnen die Unterkörper der Brunnennymphen miteinander verschmelzen und stellte auf diese Weise die Verbundenheit der Naturwesen dar.

Die Nereiden werden für Elmar Dietz auch zum Gegenstand in den Entwürfen für die Brunnen „Wassermann und Nereiden“ von 1964 sowie dem „Neptunbrunnen“ von 1967, in denen der Künstler wiederum das Thema „Wasser“ mit den mythologischen Frauengestalten kombiniert.

Bilder

Der Vier-Nymphen-Brunnen von Elmar Dietz, o. D.
Der Vier-Nymphen-Brunnen von Elmar Dietz, o. D. Elmar Dietz‘ steinerner Brunnen befindet sich seit 1934 auf dem Gollierplatz in der Schwanthalerhöhe. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek / Archiv, NS-Archiv, 015_34_200711
Der Vier-Nymphen-Brunnen, 2015
Der Vier-Nymphen-Brunnen, 2015 Aus den Mäulern der gefangenen Fische in den Netzen der Nymphen fließt das Wasser in die obere Schale des Brunnens. Quelle: Wikimedia Commons Erstellt von: Rufus46
Der Vier-Nymphen-Brunnen, ohne Datum
Der Vier-Nymphen-Brunnen, ohne Datum Ein Aquarell von Elmar Dietz verortet den Brunnen auf den Gollierplatz. Quelle: Bank für Haus- und Grundbesitz in München (Hg.): Vertraute Gestalten in München. Skulpturen von Elmar Dietz 1902–1996, Ausst. Kat. München, München 1998, S. 27
Der Brunnen „Wassermann und Nereiden“ von Elmar Dietz, 2012
Der Brunnen „Wassermann und Nereiden“ von Elmar Dietz, 2012 Der Brunnen an der Kraepelinstraße 18 entstand in Zusammenarbeit mit dem Künstler Franz Jaud (1945–2020). Elmar Dietz entwarf das abgesetzte, um die Brunnensäule herumlaufende Bronzerelief. Zu sehen sind hier ein Wassermann und weibliche Meereswesen im Reigen. Unter den Schwänzen der Nereiden speien stilisierte Delphinköpfe das Wasser in das tiefliegende Becken. Quelle: Wikimedia Commons Erstellt von: Nothere
Der Neptunbrunnen von Elmar Dietz, 1967
Der Neptunbrunnen von Elmar Dietz, 1967 Elmar Dietz griff seinen Brunnenentwurf von 1964 im Jahre 1967 in der Sauerbruchstraße 10 erneut auf. Ein Reigen von vier Meereswesen umgibt hier ebenfalls die Brunnensäule. Dieser Entwurf ist jedoch deutlich plastischer und dynamischer. Die Figuren sind mit ihren Fischschwänzen verhakt und das Wasser fließt nun aus den in den Händen liegenden Fischen. Die Bezeichnung „Neptunbrunnen“ zeigt zudem, wie bei Elmar Dietz die griechische und die römische Mythologie in einem allgemeinen Begriff von Mythologie verschmelzen. Quelle: Bank für Haus- und Grundbesitz in München (Hg.): Vertraute Gestalten in München. Skulpturen von Elmar Dietz 1902–1996, Ausst. Kat. München, München 1998, S. 23.
Elmar Dietz in der Millerschen Erzgießerei, 1937
Elmar Dietz in der Millerschen Erzgießerei, 1937 Themen und Motive aus der antiken Mythologie lassen sich in vielen Skulpturen von Elmar Dietz finden. So sieht man hier im Vordergrund Alois Dorn neben seiner Plastik „Europa auf dem Stier“, während Elmar Dietz im Hintergrund arbeitet. Im Arbeitskittel legt er Hand an dem Vorderhuf eines sich aufbäumenden Kentaurs an, der in ein Horn bläst. Anlass für die Skulptur war der Festumzug am Tag der Deutschen Kunst 1937, für den Elmar Dietz auch weitere Ausstattungsstücke lieferte. Quelle: Stadtarchiv München, FS-PER-D-0156-01 Erstellt von: Wilhelm Nortz
Kentaur von Elmar Dietz, 1937
Kentaur von Elmar Dietz, 1937 Dietz‘ Skulptur zeigt einen wilden Kentaur – ein Mischwesen aus Mensch und Pferd der griechischen Mythologie, der sich mit seinen Vorderbeinen über einem Fisch aufbäumt. Die Skulptur diente als Festschmuck für den Tag der Deutschen Kunst 1937. Die Feierlichkeiten erstreckten sich über ein langes Wochenende und wurden von Theaterinszenierungen, (Künstler-)Festen, Umzügen etc. begleitet. Beleuchtungen von Brunnen und NS-Bauwerken sowie Festschmuck sollten München entsprechend dekorieren. Die Fernwirkung der Skulptur war durch Größe und durch erhöhte Positionierung kalkuliert. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek / Archiv, NS-Archiv, 015_34_200710
Portrait von Elmar Dietz, 1937
Portrait von Elmar Dietz, 1937 Elmar Dietz (1902–1996) prägte wie sein Bruder Lothar Dietz (1896–1976) als Bildhauer das Münchner Stadtbild. Er absolvierte eine Holz- und Steinbildhauerlehre in Würzburg und ein Studium der Bildhauerei bei Hermann Hahn an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Kleinplastiken waren in der Großen Deutschen Kunstausstellung und nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst ausgestellt. Präsent im Stadtraum sind vor allem seine Brunnen, Bronzefiguren und Steinmetzarbeiten, wie die Quadriga auf dem Siegestor. Gewürdigt wurden seine künstlerischen Leistungen mit zahlreichen Auszeichnungen, wie dem Münchner Seerosenpreis oder dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Quelle: Stadtarchiv München, FS-PER-D-0156-02 Erstellt von: Georg Schödl

Ort

Gollierplatz, 80339 München | öffentlich zugänglich

Metadaten

Hannah Rathschlag, “Der Vier-Nymphen-Brunnen von Elmar Dietz,” MunichArtToGo, accessed 26. April 2024, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/70.