Das Münchner Künstlerhaus ist am Lenbachplatz nicht nur zentral gelegen, sondern war tatsächlich ein zentraler Knotenpunkt der "Kunststadt München". In den Jahrzehnten zwischen der Einweihung im Jahr 1900 bis zum Zweiten Weltkrieg wurden hier teils pompöse Feste gefeiert. 1944 brannte das Künstlerhaus vollkommen aus. Seit seinem Wiederaufbau 1961 bringen Veranstaltungen und Ausstellungen dem Münchner Publikum die Kunst nahe.
Das Künstlerhaus befindet sich am Lenbachplatz. So zentral, wie es heute gelegen ist, so bedeutsam war es früher für die Entwicklung und das Selbstverständnis der Künstlerschaft in der "Kunststadt München". Denn "das Haus soll allen Künstlern Münchens ein Sammelplatz sein, ein Mittelpunkt für Frohsinn, Rat und erste Tat", wie in der Gründungsurkunde festgehalten wurde.
Bis zur Gründung des Künstlerhauses war es ein langer Weg. Erste Pläne gab es schon in den 1850er Jahren, aber erst die 1873 gegründete Künstlergesellschaft "Allotria" konnte das Vorhaben umsetzen. Diese hatte sich von der "Münchener Künstlergenossenschaft" abgespaltet. Maßgeblich daran beteiligt waren Lorenz Gedon, August Kaulbach, Franz von Stuck, die Künstlerklasse von Wilhelm Diez sowie die jüngeren Schüler von Carl Theodor von Piloty, der in den Jahren 1869 bis 1879 das monumentale Gemälde "Monachia" für das Münchner Rathaus geschaffen hatte. Eine entscheidende Rolle für die Realisierung des Künstlerhauses spielte ein weiterer "Künstlerfürst", Franz von Lenbach, von 1883 bis zu seinem Tod 1904.
Die größten Hindernisse stellten ein geeignetes Grundstück sowie die Finanzierung dar. Nach langem Suchen konnte endlich das Gelände am Lenbachplatz günstig von Stadt und Königshaus erworben werden. Der Entwurf zum Gebäude im Stil der Neo-Renaissance stammt von Gabriel von Seidl. Den Grundstein legte am 3. Juli 1893 der Prinzregent Luitpold höchstpersönlich.
Die Einweihungsfeier am 29. März 1900 war ein pompöses Fest, dem viele weitere folgten. Mit seinen Veranstaltungen wurde das Künstlerhaus ein Sammelpunkt und Ort der Begegnung für Künstler und zahlreiche Mitglieder der Münchner Gesellschaft. In diesem kulturellen Zentrum der Stadt wurden kunstgeschichtliche, archäologische, ethnologische sowie geographische Vorträge gehalten. Es gab regelmäßig Liederabende, Kammerkonzerte, Aufführungen von Oratorien und Operettenabende. Auch Dichterlesungen, Tanzvorstellungen und Singspiele durften nicht fehlen. Ab Ende der 1920er Jahre kamen die Münchner hier auch zu Filmabenden zusammen.
Das repräsentative, maßgeblich von Franz von Lenbach eingerichtete Haus bot mit seinem kostbaren Mobiliar, den Gemälden und Wandtäfelungen stets einen eindrucksvollen Rahmen. Auch wenn die Münchner davon erst überzeugt werden mussten, wie dieser Ausspruch verdeutlicht:
"Der Franz, der Rudolf und der Gabi
San doch net gar so miserabi.
Daß sich das Haus verwenden läßt,
Zeigt sich bei jedem Künstlerfest!"
(gemeint sind Franz v. Lenbach, Rudolf Seitz und Gabriel v. Seidl; zitiert nach Kennedy 2006, S. 8).
Doch nach Ende des Ersten Weltkriegs ging es mit dem Künstlerhaus bergab: Förderer und Fördermittel von Staat und Königshaus gingen verloren. 1938 erzwangen die Nationalsozialisten die Übereignung des Gebäudes an ihre nationalsozialistische Künstlervereinigung. Im Zweiten Weltkrieg brannte es 1944 völlig aus.
15 Jahre lang stand das Künstlerhaus nach vormaligem Glanz nun als Ruine da. Aber der Künstlerhausverein konnte mit Unterstützung von Bürgern, Presse und dem Exportklub den Wiederaufbau ermöglichen und das Künstlerhaus am 1. Oktober 1961 neu eröffnen. Heute ist das Künstlerhaus Baudenkmal, Eventlocation, Ort für Lithographiekurse und viele Arten von Veranstaltungen; es wird genutzt und öffnet wieder – wie es über dem Eingang steht – "Nobis et Amicis" (Uns und unseren Freuden) seine Tore.