Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Vom Elfenbeinturm zum Maschinenraum
Trotz seiner vergleichsweise erst jungen Geschichte verfügt das Zentralinstitut für Kunstgeschichte heute über eine der größten und am besten erschlossenen Fachbibliotheken zur Kunstgeschichte weltweit, außerdem über zahlreiche teils seltene Fotografien sowie Archivalien und digitale Ressourcen, die allen Interessierten zur Verfügung stehen. Das ZI ist zugleich ein Forum des wissenschaftlichen Austausches, an dem kunsthistorische Forschung intensiv diskutiert und debattiert wird, auch in Form eines dichten Programms öffentlicher Veranstaltungen.
Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte ist das einzige selbstständige – nicht an eine Universität angegliederte – Forschungsinstitut zur Kunstgeschichte in Deutschland. Es wurde 1946 aus dem Central Collecting Point (CCP) heraus gegründet und nahm am 1. März 1947 im ehemaligen "Verwaltungsbau der NSDAP" am Königsplatz seine Arbeit auf.
Im CCP, der Sammelstelle für die von den Nationalsozialisten in ganz Europa geraubten Kunstgüter, wurde zur Rückgabe der Werke an die beraubten Länder und Personen eine kunsthistorische Fachbibliothek und Fotosammlung aufgebaut; zu großen Teilen gespeist aus dem beschlagnahmten Besitz von NS-Größen und nationalsozialistischen Institutionen. Dieses Material bildete nach dem Ende des CCP die Grundausstattung des ZI. Nach und nach wurden diese Ressourcen weiter ausgebaut und vor allem in einem legendären Zettelkatalog für das wissenschaftliche Fachpublikum aufbereitet. Dieser "Sachkatalog" war ein wohlgehüteter Schatz, denn bis in die 1990er Jahre war das ZI ein ungemein exklusiver Ort: Der Mensch, der hier Einlass finden wollte, musste mindestens an einer kunsthistorischen Doktorarbeit schreiben, wenn nicht gar an einer Habilitationsschrift. Immerhin, mit dem Beginn der digitalen Revolution, die im "Elfenbeinturm" der Kunstgeschichte später begann als anderenorts, und mit der Umstellung der Katalogisierung auf den digitalen Verbundkatalog Kubikat gemeinsam mit den anderen deutschen Forschungsinstituten in Florenz, Rom und Paris, wurden nun solche Zugangsbeschränkungen völlig obsolet.
Heute stehen das Institut und seine hier gebildeten Forschungsinfrastrukturen – genauso wie die wissenschaftlichen Veranstaltungen – allen kostenfrei offen. Ein elektronischer Scan- und Lieferdienst ermöglicht die dezentrale Nutzung der gesammelten Medien. Die Zeitschriften und Publikationen des Hauses werden soweit möglich im open access veröffentlicht; auch die digitalen Ressourcen, wie Datenbanken und E-Books, stehen allen Usern weltweit über das Internet zur Verfügung. Die App MunichArtToGo ist vor diesem Hintergrund ein nächster Schritt in einer organischen Entwicklung. Wenn Sie mehr über das ZI erfahren wollen, müssen Sie jetzt nur noch die zugebenermaßen massive Eingangstür aufstemmen. Sie finden das ZI – vorbei an den Figuren des Abgussmuseums – im ersten Stock des Gebäudes.