Der Olympiapark
Schauplatz für internationale Wettkämpfe im Grünen und ein tödliches Attentat
Die Wahl Münchens als Austragungsort der 20. Olympischen Sommerspiele 1972 bedeutete politisch und architektonisch eine noch nie dagewesene Herausforderung nicht nur für die Isarmetropole, sondern auch die Bundesrepublik.
Die letzten Olympischen Spiele auf deutschem Boden hatten 1936 ganz unter dem Vorzeichen der nationalsozialistischen Selbstdarstellung gestanden und Diskriminierung und Rassismus gezeigt. Dagegen galt es in jeder Form ein Zeichen zu setzen und vor Augen zu führen, dass nun der Geist der Weltoffenheit und Toleranz in der Bundesrepublik herrschte. Statt Pfeiler aus Kalkstein und Granit setzte man Pylone aus Stahl. An ihnen wurden Seilnetzkonstruktionen aus dem gleichen Material aufgehängt, die Segel aus 8.300 transparenten Acrylplatten halten, um eine Fläche von insgesamt 78.000 qm zu überspannen. Nicht das Kolosseum war das Vorbild, sondern die im Einklang mit der Natur errichteten Zelte von Nomaden. Darüber hinaus inspirierten das Stadion des antiken Olympia sowie Theaterbauten, die in Berglandschaften eingebettet sind, die Anlage. Vom Architekturbüro Behnisch & Partner (Günter Behnisch, Fritz Auer, Winfried Büxel, Erhard Tränkner, Carlo Weber mit Jürgen Joedicke), welches die Gesamtplanung innehatte, und Frei Otto stammte das revolutionäre Konzept des hängenden Zeltdachs des Olympiastadions, das bislang nur in kleinerem Maßstab an einzelnen Bauten erprobt worden war. So hatte Frei Otto bereits das 1957 im Kölner Rheinpark realisierte Sternwellenzelt entworfen und für den Deutschen Pavillon der Weltausstellung in Montreal 1967 eine ähnliche Konstruktion verwirklicht, wie sie dann in München umgesetzt werden sollte.
Das insgesamt zu bebauende Terrain von 280 Hektar lag vor den Toren der Stadt, auf dem Oberwiesenfeld, wo man nach dem Zweiten Weltkrieg den Trümmerschutt der zerbombten Metropole abgeladen hatte (45% der Bausubstanz waren zerstört, in der Innenstadt etwa 60%). Von 1968 bis 1972 wurde das Gelände neu modelliert und der Nymphenburg-Biedersteiner Kanal zum See aufgestaut, um eine künstliche Landschaft zu schaffen, in der die Sportstätten (Olympiastadion, -halle, Schwimmhallen, Radstadion sowie weitere Sporthallen und -anlagen) harmonische Bestandteile waren. Es sollten Olympische Spiele „im Grünen“ werden. Damit knüpfte man einerseits an die Tradition der Volksparks seit den 1920er Jahren an, andererseits stellte man einen lokalen Bezug mit Elementen der Voralpenlandschaft her. So pflanzte man auf dem 85 Hektar großen Gelände des Olympiaparks 3.100 Bäume und 18.000 Sträucher, Latschenkieferfelder, aber auch Linden und Silberweiden. Geschwungene Wege verbanden die Sportstätten. Günther Grzimek, der Gestalter, wollte einen Park schaffen, bei dem die „freie und aktive Selbstverwirklichung seiner Benutzer“ maßgeblich sei. Gleichzeitig wurde jenseits des Mittleren Rings das Olympische Dorf angelegt und die Verkehrsanbindung inklusive U-Bahnanschluss geschaffen. Schließlich hatte man die Nachnutzung als Naherholungsgebiet und Studentenstadt von Anfang an im Blick. Die Utopie eines friedlichen Miteinanders anlässlich der Spiele wurde jedoch am 5. September 1972 durch einen Terroranschlag zerstört, dem elf israelische Athleten und ein Polizist zum Opfer fielen.
Das Konzept des Olympiaparks überzeugt zu großen Teilen noch immer. Die Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO wird derzeit angestrebt.