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Das Herzog-Spital

Alterssitz für ausgedientes Hofgesinde

Die Kirche gilt aus kunsthistorischer Perspektive als der wohl erste Renaissancebau Münchens. Für die Gläubigen früherer Jahrhunderte war sie vor allem ein Ort, an dem das wohl wichtigste Gnadenbild der Stadt zu finden war.

Die Ursprünge des Herzog-Spitals gehen vermutlich auf das Jahr 1550 zurück und beruhen auf einer Initiative von Erzherzog Albrecht V. Die Spital-Kirche wurde von Hofbaumeister Heinrich Schöttl errichtet, der auch für den Ausbau von Schloss Dachau verantwortlich war. 1572 wurde sie zu Ehren der heiligen Elisabeth geweiht und gilt als ältester Renaissancebau Münchens, obwohl auch gotische Elemente, wie Rippen, verwendet wurden. 1945 wurde die Kirche im Krieg zerstört, ohne dass es bekannte bildliche Dokumentationen des Innenraums gibt. Der erhaltene barocke Turm gehört nicht zum Spital, sondern zum 1728 errichteten Servitinnen-Kloster, das östlich an das Spital anschloss.

Die Trakte des Spitals westlich der Kirche waren „für die arme kranke und alte Hofdienere“ bestimmt, wie Herzog Maximilian I., der Enkel Albrechts bestätigte. Trotz eines Fassungsvermögens von etwa 200 Personen ließ Maximilian von 1626 bis 1632 auch noch das Joseph-Spital auf der gegenüberliegenden Seite errichten, das mit dem Herzog-Spital einen gemeinsamen Innenhof teilte. Nach Umbauten 1676 und 1727 wurde das Herzog-Spital 1800 aufgelöst.

Ein bedeutendes Kunstwerk des Herzog-Spitals war die Statue der Schmerzhaften Muttergottes, die 1651 von Tobias Bader geschaffen wurde. 1690 soll die Statue ihre Augen gewendet haben, was zu einer regen Verehrung als Gnadenbild führte. Die erhaltene Statue wurde nach dem Krieg im Neubau wieder aufgestellt.

Bilder

Das Herzog-Spital, Stridbeck, um 1697
Das Herzog-Spital, Stridbeck, um 1697 Um 1697 schlossen links an die Spitalkirche noch mehrere einzelne Häuser an. Die Giebel-Fassade wird von einem Dachreiter bekrönt, der mit einem Segment-Bogen-Giebel zur Straße schaut, was man als Stilelement der italienischen Renaissance deuten kann. Quelle: Johann Stridbeck: Herzogsspital aus: Theatrum Der Vornehmsten Kirchen Clöster Pallaest u: Gebeude in Chur F. Residentz Stadt München, Augsburg ca. 1697
Das Herzog-Spital, Postkarte, 1907
Das Herzog-Spital, Postkarte, 1907 Auf dieser 1907 gelaufenen Fotografie befindet sich die Fassade des 1728 errichteten Servitinnen-Klosters im Vordergrund. Die Beschriftung „Lang, lang ist´s her!!“ könnte so gelesen werden, dass die hier gezeigte Situation damals bereits als historisch angesehen wurde. Quelle: Postkarte, Institut u. Kloster der Frauen Servittinnen am Herzogspital, gelaufen 1907
Das Herzog-Spital, Paur, 1705
Das Herzog-Spital, Paur, 1705 Auf der von Matthias Paur gewählten Perspektive wird das Anwesen des Herzog-Spitals von hinten gezeigt, so dass auch die rückwärtige Fassade sichtbar ist. Man erkennt, dass das Spitalgebäude ein weitgehend schmuckloser Bau mit geschlossener Fassade war. Quelle: Matthias Paur: Kurfürstliche Haupt- und Residenzstadt, 1705
Das Herzog-Spital, Wening, 1701
Das Herzog-Spital, Wening, 1701 Auf der von Michael Wening gewählten Perspektive blickt man über das Herzog-Spital hinweg auf den gemeinsamen Innenhof mit dem bis 1632 errichteten Joseph-Spital. Die dort sichtbaren, mehrstöckigen Laubengänge sind die auffälligste Architektur von Münchner Hospitälern. Quelle: Michael Wening: Historico-Topographica Descriptio. Das ist: Beschreibung, deß Churfürsten- und Hertzogthums Ober- und Nidern Bayrn, Band 1, Das Renntambt München, München 1701, Tafel 22, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
Das Herzog-Spital, Grässel, um 1910
Das Herzog-Spital, Grässel, um 1910 Herzog Wilhelm V. Er veränderte das Stadtbild Münchens durch große Komplexe, wie das sogenannte Wilhelminum bestehend aus Michaelskirche und Alter Akademie sowie die Wilhelminische Veste. Sein bekanntester Neubau ist vermutlich das Hofbräuhaus. Quelle: Wikimedia Commons
Gnadenbild, Wening, 1692
Gnadenbild, Wening, 1692 Die Schmerzhafte Muttergottes, das Gnadenbild des Herzog-Spitals, war ursprünglich mit einem Kruzifix kombiniert gewesen. Zahlreiche Kupferstiche als Wallfahrtsandenken belegen die große Popularität des Bildes. Quelle: Michael Wening: Wahre Abbildung der Schmerzhafft= vnd Wunderthettigen Muetter Gottes, in der Churfrtl: S. Elisabeth Capellen, 1692

Ort

48.137818142045106, 11.567718836177425 (Herzogspitalstraße 7, 80331 München – Standort gegenüber Tor zum Kirchen-Hof)

Metadaten

Frieder Leipold/ARCHIATER, “Das Herzog-Spital,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 12. Mai 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/241.