
Dass die Heilig-Geist-Kirche von München früher zum größten Spital der Stadt gehörte, erkennt man heute nur mit Vorwissen. Doch wer die verräterischen Elemente einmal entdeckt hat, vergisst sie nie wieder.
Betritt man die Heilig-Geist-Kirche vom Tal aus, taucht man ein in einen heiteren Rokoko-Kosmos der Asam-Brüder. Verspielter Stuck in Rosa und Hellblau prägt den Raum – und kaschiert geschickt eine Baunaht zwischen den hinteren drei Fensterachsen und dem übrigen Kirchenraum. Die ursprüngliche Spitalkirche endete nämlich am vorderen Portal. Auch die beiden hinteren Deckengemälde verraten Kennern, dass sie stilistisch eher ins 19. Jahrhundert gehören.
Bis 1885 stand hier rechtwinklig zum Kirchenschiff das sogenannte Weiber-Spital, das Unterkunft für Pfründnerinnen bot. Die Ärmeren schliefen im Schlafsaal, die Bessergestellten in eigenen Kammern im Obergeschoss.
An die Vergangenheit als Spitalkirche erinnert das zentrale Deckenfresko: Es zeigt die Gründung des Heilig-Geist-Spitals im Jahr 1208 durch Herzog Otto II., umgeben von Armen und Kranken, die dort Hilfe finden.
Am linken Bildrand fällt eine ungewöhnliche Szene ins Auge: Ein weißes Pferd und ein Mann mit einer Breze in der Hand – der sogenannte Brezenreiter. Einer Stiftung zufolge ritt er einst jährlich vom Spital aus und verteilte Brezen an Bedürftige in der Stadt.
Die Deckenmalereien wurden nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg originalgetreu rekonstruiert.
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