Was in Wien das Café Sacher ist, war vor dem Zweiten Weltkrieg das Café Luitpold in München. Die prachtvollen Kaffeehäuser der k. u. k. Monarchie wie das Wiener Café Central waren auch das Vorbild, nach dem der Münchner Architekt Otto Lasne (1854–1935) das Luitpold gestaltete. Er nutzte dabei den Innenhof eines neuen Gebäudekomplexes, den er durch den Umbau von sieben Häusern zwischen Brienner Straße und Salvatorplatz 1886–1888 geschaffen hatte.
Am 1. Januar 1888 eröffnete mit Genehmigung des namensgebenden Prinzregenten das Café und Restaurant als Palast im Stil des Historismus mit prachtvollen Sälen mit dem Dekor von Neorenaissance, -barock und -rokoko, das angeblich Platz für 1200 Gäste bot. Wand- und Deckengemälde, schwarzer Marmor, Gold, Skulpturen und Brunnen beeindruckten die Besucher, ebenso wie die elektrische Beleuchtung aller Säle. Neben Palmengarten und Tanzsaal war der Billardsaal mit 14 Tischen eine besondere Attraktion, es war damals der größte im Deutschen Reich. Angehörige des Königshauses verkehrten im Luitpold ebenso wie Künstler und Schriftsteller. Die mit dem künstlerischen Niveau unzufriedenen Mitglieder der Münchener Künstlergenossenschaft gründeten hier unter der Leitung von Hugo Bürgel die sog. „Luitpold-Gruppe“, um an der VII. Internationalen Kunstausstellung 1897 im Münchner Glaspalast mit eigenen Räumen, Jury und Hängekommission teilzunehmen. Die sich als Elite verstehende Künstlervereinigung, die jedoch kein künstlerisches Programm aufgestellt hatte, war trotz zweier Spaltungen bis ins 20. Jahrhundert auf vielen Ausstellungen im In- und Ausland präsent.
Am 18. Oktober 1899 wurde in den Festsälen des Café Luitpold der Erste Bayerische Frauentag eröffnet, auf dem über die Ideale der Frauenbewegung und den Zweck des Mädchengymnasiums gesprochen wurde.
Prominente Gäste aus der Welt der Bildenden Kunst und Literatur waren Wassily Kandinsky, Thomas Mann, Stefan George, Frank Wedekind, Henrik Ibsen, Christian Morgenstern, Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer.
Im Luitpoldblock, wie der Gebäudekomplex nach dem Café benannt wurde, befand sich auch die Kunsthandlung Hans Goltz, in der 1912 die „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter“ stattfand, in der 300 Arbeiten auf Papier u. a. von Kandinsky und Paul Klee gezeigt wurden.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Luitpold zum Konzertcafé: Richard Strauss, Johann Strauß d. J., Paul Lincke, Georges Boulanger (Gheorghe Pantazi) und viele andere bekannte Musiker gastierten hier und begeisterten das Publikum. Am 24. Mai 1930 führte das Luitpold das erste Straßencafé in München ein: Unter Sonnenschirmen und Palmen wehte nun ein Hauch von Riviera durch die Brienner Straße.
Im Zweiten Weltkrieg trafen Bomben das Gebäude so schwer, dass ein Wiederaufbau der alten Pracht unmöglich erschien. So wurde das Luitpold 1948 in stark vereinfachter Form als bürgerliches Restaurant wiedereröffnet, allerdings war diesem kein Erfolg beschieden und so wurde es 1960 geschlossen. 1962 konnte dann nach tiefgreifender Modernisierung und unter neuer Leitung die Wiedereröffnung gefeiert werden. Ein berühmter Gast war auch Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Loriot, der dem Luitpold eine mehrseitige Hommage widmete: Er schrieb 1963 ins Gästebuch: „Ich glaube, ich wohne hier“.