Die Königliche Lehrerinnen-Bildungsanstalt
Ort der Ausbildung von Ausbilderinnen
Die Königliche Lehrerinnen-Bildungsanstalt diente der Ausbildung weltlicher – in bewusstem Gegensatz zu kirchlicher – Lehrerinnen, vor allem von Volksschullehrerinnen. Das 1907 von Hans Grässel konzipierte Gebäude wurde 1943 bei einem Bombenangriff zerstört.
Bereits 1871 war durch den Landrat von Oberbayern der Beschluss gefasst worden, ein Lehrerinnenseminar in München zu gründen, da es an geregelter Ausbildung für weltliche Volksschullehrerinnen mangelte. Räumlichkeiten wurden ironischerweise bis 1908 vom Damenstift St. Anna in der Ludwigstraße 14 zur Verfügung gestellt. 1901 wurde angesichts der wachsenden Schülerinnenzahlen einstimmig der Errichtung eines neuen, eigenen Gebäudes zugestimmt.
Das Gebäude an der Frühlingstraße wurde zwischen 1907 und 1909 unter der Leitung von Hans Grässel errichtet. Der Bau sollte, wie auch die anderen Schulbauten Grässels, den Repräsentationsansprüchen einer „überregionalen, oberbayerischen Erwachsenenweiterbildung“ (zit. nach Voglmaier 1994, S. 146) entsprechen.
Die innerstädtische Grundstückswahl war bereits eine wichtige Vorgabe. Das Gebäude sollte von der Museumsinsel oder dem Zentrum aus gesehen eine Fernwirkung erzielen. Der Farben- und Formenreichtum des Gebäudes ging über die von Grässel „proklamierten und praktizierten Einfachlösungen der Volksschulen“ (zit. nach Voglmaier 1994, S. 146) hinaus. Bei der barockisierenden Baugestaltung handelt es sich allerdings nicht um eine behördliche Vorgabe, sondern um eine bewusste künstlerische Entscheidung des Architekten.
Der Bau bestand aus einem Haupttrakt, der an die Frühlingstraße gerückt war, und zwei niedrigen Flügelbauten, die senkrecht die Verbindung zu Schweigerstraße und Entenbachstraße herstellten. Entlang der Entenbachstraße war zudem ein Flügelbau mit Turnsaal und darüber der Direktorenwohnung angelegt. An den alten Baumgruppen befand sich ein Turn- und Spielplatz.
Die Deutsche Bauzeitung von 1910 beschrieb die Ausstattung der Schule wie folgt: „Das Gebäude enthält eine Präparandinnen-Abteilung zu 2 mal 3 Klassen, eine Seminar-Abteilung ebenfalls zu 2 mal 3 Klassen und eine Seminar-Uebungsschule zu 8 Volksschulklassen, dazu eine Turn- und Festhalle, einen Naturkunde-Saal mit ansteigenden Sitzreihen, einen Lehrprobesaal mit verstellbaren Sitzen, Zeichnungs- und Modelliersäle, Musik-Uebungsräume, eine Schulküche, ein Wannenbad für unbemittelte Schülerinnen, ein Brausebad für die Seminar Uebungsschule, sowie Wohnungen des Direktors und Schuldieners“ (Neue Münchener Schulbauten, in: Deutsche Bauzeitung 1910, S. 46).
Die Lehrerinnen-Bildungsanstalt blieb von 1908 bis 1935 in diesem Gebäude. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde es nach Hans Schemm, dem Gauleiter der Bayerischen Ostmark, zur Hans-Schemm-Aufbauschule umbenannt und als gemischte und verkürzte Oberschule genutzt.
Das Gebäude wurde in der Nacht vom 6. auf den 7. September 1943 bei einem Luftangriff zerstört. 1952 wurde an dieser Stelle ein Neubau errichtet, dessen Grundriss Ähnlichkeiten zu dem von Grässel aufweist. Mittlerweile befindet sich dort das musische Pestalozzi-Gymnasium.