Die Griechisch-Orthodoxe Allerheiligenkirche in München
Ein Juwel unter den Münchner Kirchen
Die zwischen 1993 und 1995 errichtete Griechisch-Orthodoxe Allerheiligenkirche in München hat für ihre Gemeinde, die Stadt und die Ökumene eine große kulturelle und architekturgeschichtliche Bedeutung. Ihre Vorgeschichte beginnt bereits Anfang der 1980er Jahre, als der griechisch-orthodoxen Gemeinde die an gleicher Stelle befindliche, 1929 erbaute römisch-katholische Allerseelenkirche von der Erzdiözese München und Freising unter Kardinal Friedrich Wetter zur Mitnutzung zur Verfügung gestellt wurde. In die heutige Kirche wurden Teile der Bestandsmauern integriert. Zugleich wurden die traditionellen Bauelemente orthodoxer Kirchen mit zeitgenössischem Aussehen verbunden.
Allerseelenkirche 1929
An der Ungererstraße 131 in München entsteht nach Plänen des Architekten Richard Steidle die römisch-katholische Allerseelenkirche. Der Entwurf sieht einen zweistufigen Bauplan vor: Zunächst soll nur die Unterkirche gebaut werden, worauf ein paar Jahre später mit zusätzlicher Finanzierung die Oberkirche entstehen soll. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kommt es nicht zum Weiterbau der Oberkirche. Die Allerseelenkirche übersteht den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet und verliert ab 1958 an Bedeutung, da deren Gemeinde in die neugebaute katholische Allerheiligenkirche an der Ungererstraße 187 weiter nördlich zieht. Der Stadtrat Dr. Hans Högg hatte sich bereits seit Anfang der 1950er Jahre für einen größeren, repräsentativeren Neubau auf einem anderen Grundstück näher am Stadtrand ausgesprochen.
Raumnot 1978
Wegen eines Rechtsstreits mit einer religiösen Splittergruppe ist die Salvatorkirche, in der seit 1827 griechisch-orthodoxe Gottesdienste im Herzen Münchens gefeiert werden, für die Griechisch-Orthodoxe Metropolie bis auf weiteres nicht mehr betretbar. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde, die seit dem Abwerbeabkommen zwischen Deutschland und Griechenland 1960 in München stetig gewachsen ist, gerät in Raumnot.
Ankunft 1980
Die katholische Kirche schlägt der griechisch-orthodoxen Gemeinde die Allerseelenkirche ab Weihnachten 1980 zur Mitbenutzung vor. Ab 1982 wird die griechisch-orthodoxe Gemeinde dann alleinige Nutzerin der Allerseelenkirche.
Erster Entwurf 1986
Der Bauunternehmer und Architekt Robert Brannekämper sen. wird vom katholischen Ordinariat unter der Leitung des damaligen Erzbischofs von München und Freising Kardinal Friedrich Wetter beauftragt, eine griechisch-orthodoxe Kirche mit Gemeindezentrum an der Ungererstraße zu entwerfen. Er sieht zunächst drei separate Volumen mit Rundungen vor, wobei die Kirche nach orthodoxen Vorgaben geostet wird.
Vorentwurf 1991
Der Vorentwurf wird vom Entscheid Kardinal Wetters geprägt, die Allerseelenkirche nicht vollständig abzureißen, sondern in den Entwurf zu integrieren. Das Grundstück ist im Vorentwurf L-förmig belegt und weist einen höheren Turm auf. Nach einer gemeinsamen Griechenlandreise von Brannekämper und Erzpriester Apostolos Malamoussis, um orthodoxe Kirchenbauten in Thessaloniki und Umgebung zu besuchen, werden Ende 1991 die Pläne zur Genehmigung bei der Lokalbaukommission eingereicht. Kurz darauf erhebt ein Vertreter der Denkmalpflege Einspruch, um die Allerseelenkirche auf ihren denkmalpflegerischen Wert prüfen zu lassen. Die Genehmigung verzögert sich um mehrere Monate.
Beginn des Umbaus 1993
Im Oktober 1993 findet die Grundsteinlegung in Anwesenheit des Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel und Kardinal Friedrich Wetter statt. Kurz darauf wird die Allerseelenkirche bis auf die Außenmauern teilabgerissen. Die neue Dachkonstruktion mit einer Haupttonne und seitlichen Stichkappen besteht aus einer Mischung von Fertigteilen und Ortbeton. Der Innenraum ist von schlanken Säulen geprägt. Die Nebengebäude werden bis auf die Außenmauern entkernt. Zum Großteil finanziert das katholische Ordinariat die Kosten für den Umbau, mit einer finanziellen Mitbeteiligung der Griechisch-Orthodoxen Metropolie.
Weihung 1995
Nach zwei Jahren Bauzeit weiht Metropolit Augoustinos die Griechisch-Orthodoxe Allerheiligenkirche in Anwesenheit von Kardinal Friedrich Wetter und weiteren ranghohen Vertretenden aus Kirche und Politik. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits die ersten Ausmalungen fertiggestellt, u.a. die Kuppel.
Auflassung 2009
Der Auflassungsvertrag wird zwischen der Griechisch-Orthodoxen Metropolie und der Erzdiözese München und Freising unterzeichnet. Damit ist die Griechisch-Orthodoxe Metropolie offiziell Eigentümerin der Ungererstraße 131.
Ausmalung seit 1995
Seit 1995 wird die Griechisch-Orthodoxe Allerheiligenkirche, allein durch Spenden finanziert, von der Werkstatt Voutsina aus Thessaloniki ausgemalt. Dabei werden die Motive auf Leinwänden in Griechenland vorgemalt, vor Ort an die Wände mit einem speziellen Leim geklebt und mit Farben und Blattgold ergänzt. Einzig die Auferstehung an der Ostwand über dem Altar ist vor Ort direkt auf die Wand gemalt worden, da das Motiv aufgrund seiner Größe nicht in der räumlich zu kleinen Werkstatt in Griechenland vorgefertigt werden konnte.