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Die Nonnen vom Max-Joseph-Platz

Klöster, Kirchen und Grüfte der Franziskanerbrüder, der Püttrich- und Ridlerschwestern

Längst vergessen – keine Spur im Münchner Stadtbild erinnert noch an das einst berühmte Franziskanerviertel an der Stelle des heutigen Max-Joseph-Platzes in unmittelbarer Nähe des Hofes: das Kloster der Brüder mit den beiden zugehörigen Frauenklöstern der Püttrich- und Ridlerschwestern. Die Klöster bestanden seit dem 13. und 14. Jahrhundert und wurden 1802 im Rahmen der Säkularisation abgerissen.

Schon unter Kaiser Ludwig dem Bayer (1281/1282–1347, reg. 1314/1328–1347) erlangte das Männerkloster große wissenschaftliche und politische Bedeutung innerhalb Europas. Der sicherlich berühmteste Bruder war William von Ockham (um 1288–1347), der hier 1330 mit seinen beiden Mitstreitern Bonagratia von Bergamo (um 1265–1340) und Michael von Cesena (um 1270–1342) Schutz vor der kirchlichen Verfolgung fand. Er wurde vor dem Altar im Chor der Kirche bestattet, der ungefähr unter der südwestlichen Ecke des Nationaltheaters – der Bayerischen Staatsoper – lag.

Das Franziskanerkloster mit Kirche und umgebendem Friedhof nahm den ganzen Max-Joseph-Platz ein und erstreckte sich weit in den Bereich des heutigen Nationaltheaters sowie die Maximilianstraße hinein. Das Ridlerkloster befand sich unter dem westlichen Teil des Königsbaus der Residenz, der erst ab 1826 errichtet wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich an der nördlichen Ecke der heutigen Residenz- und Perusastraße das Püttrichkloster.

Die Frauen lebten zunächst als Seelschwestern und widmeten sich der täglichen Krankenpflege, Sterbebegleitung und den Totengebeten. Sie konnten in freier Gemeinschaft ein weitgehend eigenständiges Leben ohne Gelübde und Habit führen, waren jedoch der geistlichen Obhut der Franziskaner unterstellt. Mit verschiedenen Reformen erhielten die Schwestern im Lauf der Zeit strengere Ordnungen. So wurden 1483/84 die drei Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams eingeführt, 1621 die ewige Klausur. Ab diesem Zeitpunkt lebten die Schwestern ausschließlich innerhalb ihrer Klostermauern und verschwanden gänzlich aus dem Münchner Stadtbild.

Trotz dieser Einschränkungen konnten die Schwestern innerhalb des ihnen vorgegebenen, engen Rahmens ein selbständiges Leben führen. Sie verwalteten ihre Angelegenheiten eigenverantwortlich, übten leitende Ämter, wie das einer Oberin, aus, konnten sich künstlerisch entfalten und waren in der Bibliothek, im Archiv und in der Schreibstube tätig. Ihr Bildungsniveau war vergleichsweise hoch. In aller Regel stammten die Schwestern aus adeligen und vermögenden Familien und waren bei ihrem Eintritt ins Kloster zwischen 17 und 21 Jahre alt. Die wohl berühmteste Bewohnerin im Püttrichkloster war Herzogin Kunigunde (1465–1520), die Tochter Kaiser Friedrichs III. (1415–1493, reg. 1440/1452–1493) und Schwester Kaiser Maximilians I. (1459–1519, reg. 1486/1508–1519). Sie war dem Kloster schon seit langem eng verbunden und begab sich 1508 nach dem Tod ihres Gemahls, Herzog Albrecht IV. von Bayern (1447–1508, reg. 1465–1508), dorthin. Mit den Schwestern führte sie ein einfaches und vorbildliches geistliches Leben. Bestattet wurde sie in der Fürstengruft Unserer Lieben Frau, jedoch im Ordenshabit, worum sie bereits zu Lebzeiten ihres Gemahls gebeten hatte.

Bei einer Ausgrabung anlässlich von Erdarbeiten zur Erweiterung der Tiefgarage unter dem Max-Joseph-Platz wurde 1982 die Gruft der Frauenklöster gefunden, die 1714 unter der Franziskanerkirche errichtet worden war. Die Gräber waren mit Beigaben wie Papierblumen, Michaelsmedaillen, Christusfiguren, Rosenkränzen und Figürchen ausgestattet.

Bilder

Die Ausgrabung am Max-Joseph-Platz, 1982
Die Ausgrabung am Max-Joseph-Platz, 1982 Die Fotografie zeigt die Nonnengruft unter dem Max-Joseph-Platz und der Maximilianstraße, rechts das Törring-Palais, links das Nationaltheater (Bayerische Staatsoper). Erstellt von: Andreas Huber
Michael Wening, Franziskanerkloster in München, 1701
Michael Wening, Franziskanerkloster in München, 1701 Der Kupferstich zeigt die Ansicht von Westen mit Kirche und umgebendem Friedhof, im Vordergrund die heutige Residenzstraße. Die Abbildung stammt aus Michael Wening: Historico-Topographica Descriptio 1 (1701), Nr. 13. Quelle:

Bayerische Staatsbibliothek, Hbks/F 18-1, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00063022-0.

Die Nonnengruft bei der Ausgrabung, 1982
Die Nonnengruft bei der Ausgrabung, 1982 Das Foto zeigt die Gruft von Nordosten. Quelle: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege. Erstellt von: Peter Weinzierl
Narziß Vogel, Belegungsplan der Ridlergruft, 1740
Narziß Vogel, Belegungsplan der Ridlergruft, 1740 Im Plan ist die Belegung der Gräber verzeichnet, links Ostseite, rechts Westseite, mit dem Wappen der Familie Ridler. Quelle: Bayerische Staatsbibliothek, Clm 1756, Bl. ad 224.
Grabbeigaben, erste Hälfte 18. Jahrhundert
Grabbeigaben, erste Hälfte 18. Jahrhundert Die Blüten und Rosetten aus Metalldraht und Seidenpapier als Verzierung des Armkranzes und der Kleidung hatten die Schwestern vermutlich selbst hergestellt. Quelle: Archäologische Staatssammlung. Erstellt von: Stefanie Friedrich
Grabbeigaben, erste Hälfte 18. Jahrhundert
Grabbeigaben, erste Hälfte 18. Jahrhundert Der Erzengel Michael gilt als der Begleiter verstorbener Seelen ins Jenseits. In der Todesstunde und im Tod hielten die Klosterschwestern ein Medaillon der St. Michaels-Bruderschaft von Berg am Laim in den Händen. Quelle: Archäologische Staatssammlung. Erstellt von: Stefanie Friedrich
Grabbeigaben, erste Hälfte 18. Jahrhundert
Grabbeigaben, erste Hälfte 18. Jahrhundert Quelle: Archäologische Staatssammlung. Erstellt von: Stefanie Friedrich

Ort

Max-Joseph-Platz, 80539 München | nicht erhalten

Metadaten

Elke Bujok, “Die Nonnen vom Max-Joseph-Platz,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 2. Dezember 2024, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/116.