Die Fassadenfiguren am ehemaligen Zentralgebäude der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank
Allegorien für eine neue Gesellschaft
Das Figurenprogramm von Elmar Dietz und Roland Friederichsen dient als Allegorien für Handel, physische Kraft, Kreativität und Nutzbarmachung der Natur und sollten den Wiederaufbau nach dem Krieg versinnbildlichen.
Lebensgroße bronzene Fassadenfiguren schmücken das ehemalige Zentralgebäude der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank – heute den Eingang der Buchhandlung Hugendubel – in der Theatinerstraße 11.
Der Architekt Adolf Abel (1882–1968) wurde 1946 bis 1948 mit dem Wiederaufbau und Umbau des Geschäftshauses der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in der Theatinerstraße beauftragt. Im Jahr 1951 wurde die Eingangsfassade mit vier Bronzefiguren gestaltet. Diese sind in einer Zusammenarbeit der Bildhauer Elmar Dietz (1902–1996) und Roland Friederichsen (1910–1992) entstanden, bei der jeder der Bildhauer zwei Bronzefiguren schuf. Die Statuen stellen allegorisch die „vier Säulen der neuen Gesellschaft“ dar (zitiert nach Mayr / Schad 2008).
Elmar Dietz schuf die Skulptur „Frau, Geld darreichend“, die eine Münze und einen Geldbeutel in ihren Händen hält. Dies kann als Symbol des Handels angesehen werden, da auch der römische Gott Merkur häufig mit diesem Attribut als Patron des Handels und der Kaufleute dargestellt wurde. Elmar Dietz‘ Plastik „Handarbeiter mit Zirkel“ soll auf die Verwendung physischer Kräfte und geometrischer Präzision anspielen.
Der Künstler Roland Friederichsen gestaltete den „Geistigen Arbeiter mit der Schriftrolle“ und die „Frauengestalt mit Ähre“ als Sinnbild von Kreativität und geistiger Arbeit sowie dem Einsatz der Kräfte der Natur. Alle Figuren stehen auf goldenen Kugeln – ähnlich der Darstellungen der Schicksalsgöttin Fortuna – und könnten auf diese Weise als Symbol für die Welt in beständiger Bewegung und Veränderung dienen.
Im Zeitgeschehen der 1950er Jahre erhoffte man sich soziale und wirtschaftliche Veränderungen, die letztendlich zu neuer „Wohlstandsblüte und Modernität“ führen sollten (zitiert nach Mayr / Schad 2008). Das Bildprogramm sollte besonders den „Wiederaufbau nach dem Krieg“ symbolisieren und wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Direktor der Bank 1950 entwickelt (ebd.).