Eine der schönsten Kunstgalerien Deutschlands befand sich von 1913 bis 1930 am Beethovenplatz.
Am 26. Mai 1913 eröffnete das Kunsthaus Brakl. Inhaber war der österreich-ungarische Kunsthändler und vormalige Opernsänger Franz Josef Brakl (1854–1935). Im Jahr 1877 war er vom Intendanten der bayerischen Hoftheater Karl von Perfall (1824–1907) an der Komischen Oper in Wien entdeckt und nach München eingeladen worden. In der Folge feierte Brakl 22 Jahre lang große Erfolge als erster Tenor des Gärtnerplatztheaters und besetzte 1898 für kurze Zeit den Direktorenposten. Doch bereits nach einem Jahr verließ er das Theater. Gemeinsam mit dem berühmten Münchner Schauspieler Konrad Dreher (1859–1944) leitete er weiterhin das 1892 gegründete und bis heute bestehende Schlierseer Bauerntheater, welches auf großen Tourneen im In- und Ausland auftrat.
Eine zunächst private Leidenschaft Brakls war das Sammeln von Kunst. Am 8. Februar 1878 – dem Tag seines ersten Auftrittes im Gärtnerplatztheater – kaufte Brakl sich wohl bei einem Zigarrenhändler ein erstes „kleines Bildchen“ (Selbstbiographie Franz Josef Brakl in: W[ilhelm] Zilz (Hg.): Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien, München 1913, S. 35). Dieser Kauf bildete seiner eigenen Legende nach den Anfang einer Kunstsammlung, welche um 1905 aus „hunderten Bronzen und Gemälden“ (Ebd.) bestanden habe. Gemeinsam mit Heinrich Thannhauser (1859–1935) eröffnete er 1905 eine „Moderne Kunsthandlung“. Sie befand sich bis 1913 im Wohnhaus von Brakl in der Goethestraße 64, welches er sich 1896/97 nach Plänen des Münchner Stararchitekten Emanuel von Seidl (1856–1919) hatte erbauen lassen. Im Jahr 1909 schied Thannhauser aus dem Unternehmen aus und eröffnete seine eigene „Moderne Galerie“ im Arco-Palais.
Brakls Interesse galt in erster Linie der Münchner Künstlerschaft aus dem Kreis der Secession. Besonders angetan hatten es ihm die Arbeiten der Künstlervereinigung „Scholle“, welche gleichgesinnte Illustratoren der Zeitschrift „Jugend“ 1899 gegründet hatten. Zahlreiche Werke der „Scholle“-Mitglieder schmückten die 1910 vollendete Privatvilla Brakls in der Lessingstraße, welche er sich wiederum von Seidl hatte entwerfen lassen. Drei Jahre später schließlich öffnete Brakls Kunsthaus seine Pforten: Das Galeriegebäude – ein eindrucksvoller Jugendstilbau in moderner, reduzierter Formensprache – war erneut ein Entwurf von Seidl. Über eine Loggia war die Galerie direkt mit Brakls Villa verbunden. Sowohl die Architektur als auch die Innenraumgestaltung fanden in der zeitgenössischen Kritik großen Anklang und erinnerten in ihrer Intimität an ein Privatmuseum. Brakls Kunsthaus bestand bis 1930, doch bereits in den 1920er Jahren war es ruhig um die Galerie geworden. Die wirtschaftlichen Krisen dieser Jahre hatten auch Brakl zugesetzt. Verarmt verkaufte er sein gesamtes Anwesen 1930. Kurz darauf wurden die Räume des Kunsthauses durch Theodor Fischer (1862–1938) zu einer medizinischen Fachbibliothek umgebaut, welche bis heute besteht. Brakl behielt das Wohnrecht in seiner Villa bis zu seinem Tod im Jahr 1935. Das in die Fenstergitter eingearbeitete Signet „FJB“ verrät noch heute den ehemaligen Eigentümer dieses malerischen Münchner Baudenkmals.