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Das Grabmal der Familie Dürck auf dem Alten Südlichen Friedhof

Maler, Juristen, Mediziner im Mahlstrom der Kunstgeschichte

Am Nachmittag des 27. Oktobers 1884 zieht ein Trauerconduct des wenige Tage zuvor im Alter von 75 Jahren verstorbenen Malers Friedrich Dürck in den Südlichen Friedhof. Dessen Vetter, der Dichter Max Stieler deklamiert am offenen Grab:

„Nun schlummerst Du – nein, nein, gewiß, Du wachest,
Und blickst nun gottverklärt nach all den Deinen,
Die trauernd hier jetzt unter Leichensteinen
Gar sehnsuchtsvoll an Deinem Grabe weinen,
Die Zukunft – mag‘s der Himmel nicht verneinen –
die Zukunft – hoffen wir‘s – wird wieder uns vereinen!“

Auf dem Alten Südlichen Friedhof befindet sich in Sektion 14-1-0032 das Grabmal der Familie Dürck. Unter einem hohen Steinkreuz sind auf schwarzem Granit die Namen Friedrich Dürck, Laura Dürck, Josephine Dürck, Wilhelm Dürck, Friedrich Dürck und Hermann Dürck eingemeißelt. Friedrich Dürck (1809 Leipzig – 1884 München) war Porträt- und Genremaler. Schon früh zeigte sich sein Talent, so dass er zunächst von Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld (dem Vater der Maler Julius, Ludwig Ferdinand und Eduard) an der Leipziger Kunstakademie und ab 1822 von seinem Onkel, dem Hofmaler Joseph Karl Stieler (1781–1858) in München unterrichtet wurde. Gemeinsam mit Franz-Xaver Winterhalter (1805–1873) und Joseph Bernhardt (1805–1885) arbeitet er dem Porträtisten der damaligen Adeligen, Reichen und Schönen zu. Obwohl sich Dürck als erfolgreicher Porträtist und Genremaler verselbständigen konnte, blieb er seinem Onkel bis zu dessen Ableben durch Kopieraufträge und Empfehlungen verbunden. Auch im Tode bleiben sie sich nahe: Stieler liegt Mauer Links Platz 248/249 bei Gräberfeld 11.

Laura Dürck stammte aus der Dresdener Hoteliersdynastie Küstner („Hotel zur Stadt Berlin“) und war die Frau von Friedrich Dürcks älterem Bruder Joseph Caspar. Er war Jurist und Gerichtsdirektor in Potschappel (Sachsen), sein Taufpate war Joseph Karl Stieler. Als Gelegenheitskomponist veröffentlichte Joseph beim Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel Lieder. 1839 ertrank er beim Baden in der Elbe. Friedrich heiratete im Jahr darauf seine verwitwete Schwägerin und nahm sie mit ihren beiden Töchtern nach München. Helene verstarb im Alter von 7 Jahren an der Cholera, die Schwester Josephine blieb unverheiratet, lebte mit ihrer Mutter Laura bis zu deren Tod 1900 und überlebte sie um 24 Jahre.

Der zweitgeborene Sohn Wilhelm (*1843) war das Patenkind von Wilhelm von Kaulbach (1804–1874). Er besuchte die Königliche Kreis-Ackerbauschule im Staatsgut Schleißheim und meldete sich 1865 freiwillig zur Militärlaufbahn. Nach seiner Entlassung starb er verarmt an den Folgen des Frankreich-Feldzuges im Alter von 35 Jahren und war der Erste in der Familien-Grablege im Südlichen Friedhof.

Der ältere Bruder Friedrich (1841–1913), ebenfalls Patensohn von Joseph Karl Stieler, wurde Bankkaufmann und schließlich Lagerhausdirektor der Bayerischen Handelsbank. Sohn Hermann (*1869) war ein namhafter Bakteriologe und Professor für Pathologie in Jena und München. Als er seinen Lehrer, den Pathologen und Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität Otto Ritter von Bollinger (*1843) nach dessen Tod im Jahr 1909 sezierte, notierte er verwundert, "dass man mit so einem Herzen überhaupt leben konnte.“ Nach Hermann Dürck wurden die „Dürckschen Fasern“ benannt. Auch als Schmetterlingskundler machte sich der Geheime Medizinalrat einen Namen. Dem langjährigen Mitglied der Münchner Entomologischen Gesellschaft wurden die Arten Epiblema duercki und Ennomos duercki gewidmet. Seine Beisetzung im Jahr 1941 dürfte eine der letzten Bestattungen im Alten Südlichen Friedhof gewesen sein.

Vollständigkeitshalber sei noch der dritte Bruder, Karl (1846–1916), erwähnt, dessen Urnenmal (Nr. 327) am Nordfriedhof errichtet wurde und mittlerweile abgegangen ist. Sein Taufpate war der Historienmaler und Akademieprofessor Karl Lambert Schorn (1800–1850). Als Jugendlicher erhielt er von Joseph Gabriel Rheinberger (1869–1901) Klavierunterricht. Karl Dürck war der Jugendfreund von Hermann Kaulbach (1846–1909) dessen Schwester Josefa er ehelichte. Die Familie des Justizrats Dr. Karl Dürck wohnte zunächst im Gartenhaus des Anwesens seines Schwiegervaters Wilhelm von Kaulbach. Nach dessen Tod ließen die Dürck-Kaulbachs die Villa und das Museum abreißen und das Grundstück Kaulbachstraße 11 bebauen.

Bilder

Grabmal der Familie Dürck
Grabmal der Familie Dürck Erstellt von: Dr. Dr. Scherling Datum: 2025
Grabmal Familie Dürck, Schriftplatte
Grabmal Familie Dürck, Schriftplatte Quelle: Dr. Dr. Scherling
Porträt Friedrich Dürck
Porträt Friedrich Dürck Quelle: Stadtarchiv München (in Heinz Gebhardt: Franz Hanfstaengl S. 199, München 1984).
Porträt Laura Dürck
Porträt Laura Dürck Quelle: Slg. Dr. Dr. Scherling
Porträt Friedrich Dürck jun.
Porträt Friedrich Dürck jun. Quelle: Slg. Dr. Dr. Scherling
Porträt Hermann Dürck, 13.5.1905
Porträt Hermann Dürck, 13.5.1905 Nach dem Erlegen zogen Dürck (rechts) und sein Präparator Geith im Dschungel des Unterlandak-Gebietes die Haut des Sumatra-Elefantenbullen ab und fuhren damit im Personenzug nach Delhi. In der Zoologischen Staatssammlung in München wurde daraus ein lebensgroßes Präparat angefertigt und in der Schausammlung (damals noch in der Alten Akademie, Neuhauser Straße) gezeigt. Es wurde bei einem alliierten Bombenangriff im April 1944 zerstört. Quelle: Senckenberg DEI, PSlg: 913.

Ort

Alter Südfriedhof Thalkirchner Straße 17, 80337 München | öffentlich zugänglich

Metadaten

Arno Scherling, “Das Grabmal der Familie Dürck auf dem Alten Südlichen Friedhof,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 15. Oktober 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/272.