Eingeordnet unter Au-Haidhausen

Das Leprosenhaus am Gasteig

Bettler mit silberner Klapper an der Salzstraße

Zu dem Leprosenhaus am Gasteig gehörte neben der Kirche Sankt Nikolai auch eine Kopie der Santa Casa von Loreto. Die Kranken hatten hier, an der Salzstraße, die Möglichkeit, sich von den reisenden Händlern etwas zu ihrem Lebensunterhalt zu erbetteln.

Das vermutlich älteste Hospital Münchens lag weit vor den Stadtmauern am gegenüberliegenden Hochufer der Isar, dem Gasteig. Quellen deuten darauf hin, dass das dortige Leprosenhaus bereits 1204 gegründet wurde. Die zugehörige Nikolaikirche ist für das Jahr 1315 belegt, 1678 kam eine Loretokapelle hinzu.

Leprosenhäuser befanden sich meist außerhalb des bebauten Stadtgebiets, aber noch innerhalb des städtischen Rechtsraums, dem sogenannten Burgfrieden. Oft lagen sie an stark frequentierten Handelswegen, damit sich die Kranken durch Betteln versorgen konnten – in München war das die Salzstraße, die von Reichenhall, Salzburg und Berchtesgaden nach Westen in die Stadt führte. Leprakranke mussten sich schon von Weitem kenntlich machen, etwa durch einen spitzen Hut oder das Schlagen einer Klapper. Eine solche Klapper aus Silber ist im Inventar des Leprosenhauses von 1755 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war die Lepra in Europa zwar rückläufig, doch die Häuser dienten weiterhin zur Unterbringung „Sundersiecher“, also Menschen mit ansteckenden Krankheiten.

Für 1803 ist überliefert: Von 124 Kranken wurden 77 wieder gesund entlassen, nur ein Todesfall war zu verzeichnen. Im Zweiten Weltkrieg wurde vor allem die Loretokapelle beschädigt, in den 1950er Jahren aber wieder aufgebaut. Heute nutzt die slowakisch-katholische Gemeinde die Kirche, die Kapelle gehört zur ukrainisch-orthodoxen Gemeinde.

Bilder

Carl August Lebschée, Das Leprosenhaus am Gasteig mit der St. Nikolai Kirche und Loretokapelle, 1861
Carl August Lebschée, Das Leprosenhaus am Gasteig mit der St. Nikolai Kirche und Loretokapelle, 1861 Blick den „gachen Steig“, also den Gasteig hinauf. In der Bildmitte ragt die Nikolai-Kirche heraus. Links hinter ihr befindet sich das Leprosenhaus. Rechts vor ihr steht die Loretokapelle, die 1820 stark umgearbeitet worden war. Quelle: Stadtarchiv München, HV-BS-B-02-43
Carl August Lebschée, Leprosenhaus am Gasteig, rund 1840
Carl August Lebschée, Leprosenhaus am Gasteig, rund 1840 Diese auf Fluchtpunkte orientierte Zeichnung von August Lebschée zeigt das Leprosenhaus mit den dazugehörigen Gotteshäusern um 1840. Im Zuge der Anlage das Maximilianeums wurde das Leprosenhaus 1863 abgerissen. Quelle: Stadtarchiv München, HV-BS-A-02-52
Das Isartor, Joseph, 1775
Das Isartor, Joseph, 1775 Der Blick vom Isartor aus zeigt, wie die Salzstraße vom Hochufer aus über mehrere Brücken in die Stadt führte. Am Gasteig sind das Leprosenhaus und die Nikolai-Kirche klar zu erkennen. Quelle: Stephan Joseph, Die Zweibrückenstraße mit Isarbrücke, 1775
Das Isartor, Unbekannt, 1740
Das Isartor, Unbekannt, 1740 Das östliche Hochufer ist auf dieser Karte von 1740 durch eine Schraffur klar als Anhöhe gekennzeichnet. Das Anwesen mit Leprosenhaus und Nikolai-Kirche ist hier als umfriedeter Bereich dargestellt. Quelle: Wikimedia Commons
Der Gasteig, Volckmer, 1613
Der Gasteig, Volckmer, 1613 Auch auf der Stadtansicht von 1613 ist zu erkennen, dass der Bereich des Leprosenhauses mit einer Mauer umfriedet war. Vor der Kirche ist ein kleineres Haus zu erkennen, das auch auf anderen Ansichten erscheint, dessen Funktion aber unklar ist. Quelle: Tobias Volkmer d. J.: Monachivm Bavariae, 1613

Ort

48.13285127481948, 11.590858126845067 (Innere Wiener Straße 1, 81667 München)

Metadaten

Frieder Leipold/ARCHIATER, “Das Leprosenhaus am Gasteig,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 12. Mai 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/244.