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Das Haus des Reichen Almosens

Ihr Kinderlein kommet – zur Ridler-Spende an der Frauenkirche

Einmal pro Woche wurde an diesem Haus neben der Frauenkirche an in Not geratene Familien mit Kindern ein Lebensmittel-Almosen verteilt. Noch heute erinnert eine Steintafel an Martin Ridler, den Initiator dieser Stiftung.

Unmittelbar neben der Frauenkirche wurden in diesem Haus jeden Samstagabend Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Die Grundlage dafür bildete eine Stiftung, die Martin Ridler im Jahr 1449 ins Leben gerufen hatte. Sie war für sechs unverschuldet verarmte Bürger mit Kindern bestimmt. Menschen, die bereits anderweitige Almosen erhielten oder auf der Straße bettelten, waren von der Unterstützung ausgeschlossen.

Die Hilfe bestand ursprünglich aus einem großen Laib Roggenbrot und drei Pfund Rindfleisch – während der Fastenzeit wurden anstelle des Fleisches Erbsen ausgegeben. Anfangs erfolgte die Verteilung am Wurzer-Tor im Nordosten der Stadt, das aufgrund dieser Tätigkeit bald den Namen „Kosttor“ erhielt – der heutige Straßenname Am Kosttor erinnert noch daran.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Almosen durch weitere Zustiftungen erweitert. 1487 wurde die Verteilung an den Standort am Frauenplatz verlegt. Kurz vor der Aufhebung der Stiftung im Jahr 1806 versorgte sie schließlich 238 Bedürftige.

An der Hauswand erinnerte einst ein Gemälde an die Lebensmittelausgabe, und auch heute noch verweist eine Steintafel am Neubau auf den Stifter Martin Ridler. Die Inschrift lautet:

„Hie geit man das Almusen, prot und flaisch all
sambstag durch gotes wilen hausarm elenden.
Des Martein Ridler ein Anfang ist. Das zu
deglich gemehret ist durch anndere Leit. 1449“

Bilder

Das Haus des Reichen Almosens, Sandtner, um 1570
Das Haus des Reichen Almosens, Sandtner, um 1570 Bereits auf dem Stadtmodell um 1570 ist das Haus des Reichen Almosens zu sehen. Die Ausgabe der Lebensmittel erfolgte vermutlich zur Sporerstraße hin, weil das übrige Gebäude zum Friedhof der Frauenkirche gerichtet war. Quelle: Gustav Steinlein auf Grundlage des Sandtnerschen Stadtmodells
Das Haus des Reichen Almosens, Volckmer, 1613
Das Haus des Reichen Almosens, Volckmer, 1613 Der Stadtplan, den Tobias Volckmer 1613 zeichnete, beruhte zumindest teilweise ebenfalls auf dem Sandtner-Modell als Vorlage. Oben rechts ist das Areal des Heilig-Geist-Spitals zu sehen, dass ursprünglich außerhalb der Stadtmauer vor dem Talburgtor lag. Quelle: Tobias Volkmer d. J, Monachivm Bavariae, 1613
Das Haus des Reichen Almosens, Paur, 1705
Das Haus des Reichen Almosens, Paur, 1705 1705 hat sich die Bebauung rund um die Frauenkirche gewandelt. Die kleinteiligen Architekturen zur Weinstraße hin sind größeren, geschlossenen Gebäuden gewichen. Das Haus des Reichen Almosens scheint dagegen seine alte Form behalten zu haben. Quelle: Matthias Paur, Kurfürstliche Haupt- und Residenzstadt, 1705
Frauenplatz 10, Zechbauer, 1905
Frauenplatz 10, Zechbauer, 1905 Nach der Aufhebung der Almosen-Stiftung beherbergte das Anwesen seit 1810 Brillenmacher und „Optikerseherleute“ der Familie Buchner/Brantl, die später sogar königliche Hofoptiker wurden. Daran erinnert eine Tafel links an der Schmalseite des Hauses. Quelle: Stadtarchiv München, FS-HB-XX-F-46 Erstellt von: Zechbauer

Ort

48.13837567403475, 11.57425013538215 (Frauenplatz 10, 80331 München – Standort am Frauenplatz, Blick auf Schmalseite des Hauses)

Metadaten

Frieder Leipold/ARCHIATER, “Das Haus des Reichen Almosens,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 13. Mai 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/238.