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Das Pütrich-Seelhaus

Aha-Effekt im Hinterhof – Frühe Spuren der Renaissance

Der letzte vollständig erhaltene Altmünchner Innenhof erinnert nicht nur an den Beginn der Renaissance nördlich der Alpen, er ist auch der letzte erhaltene Rest des Pütrich-Seelhauses.

Dieser versteckte Ort gilt als echter Geheimtipp – er ist der letzte vollständig erhaltene Altmünchner Innenhof. Ursprünglich gehörte er zu einem Bürgerhaus, das 1714 mit dem benachbarten Pütrich-Seelhaus verbunden wurde. Die Laubengänge aus dem frühen 16. Jahrhundert vereinen segmentbogenförmige Elemente der italienischen Renaissance mit gotisch anmutenden Backsteinbrüstungen.

Bereits 1284 wurde erstmals die Christopherus-Kapelle erwähnt – Keimzelle des späteren Klosters. 1365 stiftete der Patrizier Ludwig Pütrich große Mittel, wodurch das Seelhaus seinen Namen erhielt. Wie das benachbarte Ridler-Seelhaus wurde auch dieses durch weitere Zustiftungen erweitert und 1484 in ein reguliertes Kloster umgewandelt.

Das Kloster genoss hohes Ansehen. Sogar Kunigunde von Österreich, Tochter Kaiser Friedrichs III. und Schwester Maximilians I., nahm 1508 hier ihren Alterssitz. Auch viele Töchter vornehmer Familien traten ein.

Als 1659 ein Brand im Destillierhaus ausbrach, versuchten vor allem Männer namens Christoph, die Kapelle ihres Namenspatrons zu retten. Der Legende nach erschien der Heilige selbst und löschte das Feuer. Aus Dank gründeten die „Christophe“ eine Bruderschaft.

Mit der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben und später abgerissen.

Bilder

Pütrich-Seelhaus, Wening, 1701
Pütrich-Seelhaus, Wening, 1701 Das Grundstück rechts kam erst später zu der ursprünglichen Stiftung dazu. Wie beim Ridler-Kloster ist die neue, gemeinsame Fassade durch Malerei gegliedert. Quelle: Michael Wening, Historico-Topographica Descriptio. Das ist: Beschreibung, deß Churfürsten- und Hertzogthums Ober- und Nidern Bayrn, Band 1, Das Renntambt München, München 1701, Tafel 19, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek.
Pütrich-Seelhaus, Baumgartner, 1805
Pütrich-Seelhaus, Baumgartner, 1805 Gesehen von der Hinteren Schwabinger Gasse, heute Theatinerstraße, zeigt sich erneut, wie hier zwei schmale Parzellen zusammengelegt wurden. Die Gestaltung des Gartens entspricht bis in Details der Wening-Ansicht. Quelle: I. F. Schnatl / Andreas Matthäus Wolfgang, Pütrich-Kloster von Westen, um 1700
Pütrich-Seelhaus, Stimmelmayr, um 1800
Pütrich-Seelhaus, Stimmelmayr, um 1800 Johann Stimmelmayr zeigt unter der Ansicht „Residenz-Schwabinger Gasse gegen West“ ganz links auch die Anwesen, die das Püttrich-Seelhaus bildeten. Das Haus rechts daneben (Nr. 2) ist das Haus mit dem Innenhof aus dem 16. Jahrhundert. Quelle: Johann Stimmelmayr, Häuser, und Gäßen der Stadt München, Zwischen 1750 und 1800, Abbildung 34.
Renaissance-Innenhof, Steinlein, 1920
Renaissance-Innenhof, Steinlein, 1920 Die Ansicht von Gustav Steinlein ist als „Naturaufnahme“ bezeichnet, also als eine Zeichnung, die um 1920 vor Ort nach Augenschein angefertigt wurde. In den Laubengang im Erdgeschoß sind inzwischen Schaufenster eingefügt. Quelle: Gustav Steinlein, Die Baukunst Alt-Münchens. Eine städtebauliche Studie über die Münchener Bauweise von der Gründung der Stadt bis Ende des 16. Jahrhunderts, München 1920, S. 24
Kunigunde von Österreich, Beham, 1531
Kunigunde von Österreich, Beham, 1531 Posthumes Porträt von Herzogin Kunigunde von Österreich, sicher die prominenteste Bewohnerin des Pütrich-Seelhauses. Vermutlich schuf Barthel Beham das Bild nach einer Vorlage, die zu ihren Lebzeiten entstanden war. Quelle: Barthel Beham, Porträt der Kunigunde von Österreich, Alte Pinakothek, Inv. Nr. 2445.

Ort

48.140030, 11.577029 (Residenzstraße 13, 80333 München – Innenhof in Passage)

Metadaten

Frieder Leipold/ARCHIATER, “Das Pütrich-Seelhaus,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 9. Mai 2025, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/235.