
Das Laimer Schlössl in der Agnes-Bernauer-Straße hat einige Besitzerwechsel erlebt und erzählt ein Stück Architekturgeschichte.
Im Jahr 1716 erwarb Kurfürst Max Emmanuel ein Hofgut in Laim, das damals noch im Wald lag, um dort einen Jagdsitz zu errichten. 1720 wurde das Gebäude auf der Basis eines dort bereits existierenden Bauwerks zum Laimer Schlössl umgebaut. Neben dem Haupthaus gehören zum Hofgut auch ein Nebenhaus mit Remise im Osten.
Sein Nachfolger, Max III. Joseph, verkaufte den Jagdsitz im Jahr 1751. Darauf folgten weitere Besitzerwechsel: Die Reichsgräfin von Betschard versuchte in den 1790er Jahren erfolglos, im Laimer Schlössl eine Seidenraupenzucht mit Seidenmanufaktur aufzubauen, später gehörte es dann der Gräfin Chamisso, die dort eine Porzellanmanufaktur gründete, die bis ins 19. Jahrhundert bestand.
Ende des 19. Jahrhunderts kaufte die „Terraingesellschaft Neu-Westend“ das Schlösschen und verkaufte es 1908 an den Architekten Theodor Fischer (1862–1938). Dieser gestaltete das Laimer Schlössl um und renovierte es. Die Dachgauben, die von der Straße gut sichtbar sind, gehen auf seinen Umbau zurück. Fischer bewohnte das Laimer Schlössl bis zu seinem Tod ebendort im Jahr 1938.
In einem Nebengebäude des ehemaligen Gutshofs wohnte sein Freund Oskar Pixis (1847–1946), ebenfalls Architekt und von 1903 bis 1926 Fischers Büroleiter. Fischers Büro zog mit ihm von Stuttgart nach München, in einen Trakt des Nebenhauses, das zum Laimer Schlössl gehörte. Zeitweise waren dort bis zu 18 Mitarbeiter angestellt.
Die Gartenanlagen um das Hofgut planten Fischer und Pixis nach dem Vorbild englischer Reformgärten, die von ihren Frauen Therese Fischer und Hertha Pixis umgesetzt wurden. Der Fischer’sche Teil des Gartens war als repräsentativer Ziergarten mit Rosen, Rittersporn und Sitzbänken am Brunnen angelegt. Die Fassade des Laimer Schlössl wurde mit Rosenspalieren bepflanzt, inspiriert von Adalbert Stifters Roman „Nachsommer“. Der von Hertha Pixis gestaltete Teil enthielt Gemüse- und Beerenanpflanzungen sowie eine Pergola, die für Besprechungen der beiden Architekten genutzt wurde. Der hintere Teil des Grundstücks wurde als historischer Schlosspark mit Eschen in seinem Zustand belassen.
1968 wurde auf diesem Teil des Grundstücks von den Nachfahren der Familie Pixis ein Mehrfamilienhaus errichtet. Architekt war Werner Wirsing (1919–2017).
Aktuell steht das denkmalgeschützte Laimer Schlössl seit sechs Jahren leer. Der jetzige Besitzer, ein Investor, hat seit 2023 eine Genehmigung zum Umbau des Schlösschens zu einem Mehrfamilien-Wohnhaus, doch der Beginn der Bauarbeiten steht noch aus.
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