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Die Neue Pinakothek

Mehr als ein Museum

Auf dem Areal der Neuen Pinakothek stand fast ein Jahrhundert lang ihr 1853 eröffneter Vorgängerbau, der heute jedoch weithin vergessen ist: Im Gegensatz zur ähnlich stark zerstörten, ab 1952 rekonstruierten Alten Pinakothek wurde die erste Neue Pinakothek 1949 abgerissen. Bei der Stadtbevölkerung war die erste Neue Pinakothek allgemein weniger beliebt gewesen.

Dass an dieser Stelle wieder ein Museumsbau stehen sollte, war noch zum Zeitpunkt des Abrisses keinesfalls sicher. Auf der zentral im Museenviertel Münchens gelegenen neu entstandenen Freifläche sollte ursprünglich ein Neubaukomplex entstehen, der neben „Bauten der Staatlichen Kunstsammlungen auch ein neues Gebäude für das Zentralinstitut für Kunstgeschichte“ vorsah (zitiert nach Jahresbericht ZI 1960/61, S. 6). 1960 waren diese Pläne so weit fortgeschritten, dass im Jahresbericht des Zentralinstituts für Kunstgeschichte bereits die Bereitstellung von Mitteln für die Erstellung von Bauplänen im Folgejahr angekündigt wurde. Das Projekt scheiterte jedoch und statt eines Neubaus für das Zentralinstitut für Kunstgeschichte wurde 1973 im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst der Nachfolgebau der Neuen Pinakothek nach Plänen des Architekten Alexander von Branca (1919–2011) begonnen.

Der entstandene Betonbau nimmt nach Süden hin fast die gesamte Fläche des Karrees ein. Dieser erhöhte Platzbedarf resultiert auch daraus, dass der heutige Bau neben den Ausstellungsflächen zwar nicht das Zentralinstitut für Kunstgeschichte, dafür aber das Doerner Institut und die Verwaltung und Direktion der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen beherbergt. Das Gebäude aus Granit, Sandstein und Kupferblech setzt sich aus ineinander verschachtelten Kuben zusammen. Ausstellungs- und Büro- / Werkstatttrakt sind optisch voneinander unterschieden: Während die Ausstellungsräume als Oberlichtsäle ohne Fenster auskommen, ist die Fassade der Büroräume durch Fenster optisch geöffnet.

Das 1981 fertiggestellte Gebäude wird von frei gepflanzten Bäumen und einem Weg umgeben. Im Süden befindet sich eine Stufenanlage, in die ein halbrundes und ein nahezu rechteckiges Wasserbecken mit Springbrunnen und Skulpturen integriert sind. Da die Brunnenanlage bereits seit einigen Jahren trockenliegt, ist daraus eine felsenhafte Außenanlage entstanden, die heute als Sitzgelegenheit oder Klettermöglichkeit für Kinder dient. Der Bau von Alexander von Branca steht in seiner Form und in der Gestaltung der Außenanlage nicht mehr – wie sein Vorgänger – im Dialog mit der Alten Pinakothek. Der Ensemblecharakter, der bis zum Zweiten Weltkrieg dieses Areal prägte, ist in dieser Form nicht mehr gegeben. Die Neue Pinakothek geht vielmehr als prominenter Museumsneubau des 20. Jahrhunderts mit der Alten Pinakothek in den Dialog.

Die aktuellen Gesamtsanierungsmaßnahmen an der Neuen Pinakothek verändern auch die dazugehörigen Grünanlagen. Um das Gebäude während der Bauarbeiten vor eindringendem Regenwasser zu schützen, muss ein Notdach über das gesamte Gebäude gespannt werden, für dessen Fundamente ein Großteil des alten Baumbestands auf dem Karree gefällt werden musste. Für Besucher soll die Neue Pinakothek 2029 wieder öffnen.

Bilder

Neue Pinakothek, Osttrakt mit Brunnen, 1997
Neue Pinakothek, Osttrakt mit Brunnen, 1997 Derzeit enthält der Brunnen kein Wasser und dient als Sitzgelegenheit. Die Brunnenplastik „Kontinente“ wurde von Georg Brenninger geschaffen. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek/Archiv, 399668 Erstellt von: Hans Lehmbruch
Neue Pinakothek, Vorplatz und Dachaufsicht von Osten, 1997
Neue Pinakothek, Vorplatz und Dachaufsicht von Osten, 1997 Aus erhöhter Perspektive ist das Wasserbecken vor der Neuen Pinakothek gut zu erkennen. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek/Archiv, 399669 Erstellt von: Hans Lehmbruch
Grundriss der Neuen Pinakothek
Grundriss der Neuen Pinakothek Der Plan verdeutlicht das Ineinandergreifen der Räume und die Konzeption der Außenanlage. Quelle: Karin Blum (Hg.): Alexander von Branca. Architektur für Bauherren, Wolnzach 2003, S. 53. Erstellt von: Alexander von Branca
Die Neue Pinakothek, 1946
Die Neue Pinakothek, 1946 Obwohl die Neue Pinakothek im Zweiten Weltkrieg ähnlich schwere Schäden erlitten hatte wie die Alte Pinakothek, entschied man sich, das Gebäude zugunsten eines Neubaus abzureißen. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek/Archiv, 325525 / © Bildarchiv Foto Marburg
Die Neue Pinakothek, von der Alten Pinakothek aus gesehen, 1981
Die Neue Pinakothek, von der Alten Pinakothek aus gesehen, 1981 Galeriebau und Büros sind durch die Fassadengestaltung gut voneinander zu unterscheiden. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek/Archiv, 265227
Innenansicht des Foyers der Neuen Pinakothek, 1981
Innenansicht des Foyers der Neuen Pinakothek, 1981 Die hohen Rundbogenfenster sorgen im Eingangsbereich für gute Lichtverhältnisse. Quelle: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek/Archiv, 265228
Innenansicht eines Galerieraums
Innenansicht eines Galerieraums Dank Oberlicht kommen Ausstellungsräume selbst im Gebäudeinneren ohne Fenster aus. Quelle: Karin Blum (Hg.): Alexander von Branca. Architektur für Bauherren, Wolnzach 2003, S. 59.

Ort

Barer Straße 29, 80799 München | Neue Pinakothek | DIE PINAKOTHEKEN

Metadaten

Eva Blüml, “Die Neue Pinakothek,” MunichArtToGo, accessed 23. April 2024, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/20.