Der Stemmerhof ist ein kleiner Dorfplatz mitten in Sendling, doch hinter der Fassade des Bauernhofs verbirgt sich eine fast tausendjährige Geschichte.

Der Stemmerhof wurde erstmals 1381 urkundlich erwähnt, als ihn der herzogliche Gouverneur und Oberrichter von Oberbayern, Georg von Pienzenau, dem Heilig-Geist-Spital schenkte. Vermutlich stand an dieser Stelle aber schon seit circa 1000 nach Christus eine Hofstelle, die sich jedoch in Größe und Aufbau deutlich vom heutigen Stemmerhof unterschied. Das Heilig-Geist-Spital verpachtete den Hof dann über 500 Jahre lang an unterschiedliche Bauernfamilien, bis er 1638 im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Nach dem Wiederaufbau des Hofes durch Veith Hochmayr entsprach dieser durch seinen hufeisenförmigen Aufbau bereits weitgehend seiner heutigen Gestalt. Nachdem der Hof von mehreren Tierseuchen heimgesucht wurde, Brandschäden erlitten und einige Missernten zu verzeichnen hatte, wurde er von den Nachkommen Veith Hochmayrs 1799 schließlich an Georg Stemmer verkauft, welcher ihn bis 1827 zu einem der größten Höfe Sendlings ausbaute. 1864 wurde schließlich auch das Eigentum vom Heilig-Geist-Spital rechtlich auf die Familie Stemmer übertragen, welche den Hof bis heute besitzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Stallteil des Gehöfts zerstört und danach neu aufgebaut. Bis 1992 wurde der Hof mit 46 Kühen noch aktiv landwirtschaftlich genutzt.

Seit 2001 findet man im Stemmerhof neben einem urigen Restaurant mit typisch österreichischer Küche einen Biomarkt, den Sendlinger Bergfischer, welcher frischen Fisch und Meeresfrüchte anbietet, einen italienischen Feinkostladen, eine Eisdiele, einen Foodtruck, eine Goldschmiede und ein Hoftheater mit abwechslungsreichem Programm. Es gibt dort zudem einen Tierarzt und es werden Workshops angeboten. Der Stemmerhof kann also durchaus als ein kleiner Hofplatz mitten in Sendling gesehen werden, welcher nicht nur nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch eine kulinarische Auswahl an Restaurants bietet. Zudem befindet sich auf der von der Straße abgewandten Seite des Hofes die Stemmerwiese, einen Teil der ehemaligen Weideflächen des Hofes. Die Wiese sollte 1980 für Wohnraum weichen, dies wurde jedoch durch eine Bürgerinitiative verhindert. Sie ist nun ein beliebter Treffpunkt mitten in Sendling und bietet Raum für Natur in der Großstadt München.

Ort

Plinganserstraße 6, 81369 München | In großen Teilen frei zugänglich

Metadaten

Franz Parau, “Der Stemmerhof,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 8. September 2024, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/161.