Das Kaufhaus Heinrich Uhlfelder
Ein Kaufhaus von Münchnern für Münchner

„Der Uhlfelder“ war ein echtes Münchner Kaufhaus, das es mit den großen Konkurrenten Tietz und Oberpollinger aufnehmen konnte. 1931 überraschte es seine Kundschaft mit den ersten elektrischen Rolltreppen in der Isarmetropole.
Nach Hermann Tietz am Bahnhofplatz war das Kaufhaus Heinrich Uhlfelder im Rosental in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das zweitgrößte Warenhaus Münchens. Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten, der seine Stammkundschaft hauptsächlich in der Mittel- und Oberschicht besaß, richtete sich das Kaufhaus Heinrich Uhlfelder vorrangig an die einkommensschwächeren Schichten aus dem Kleinbürgertum.
Das Kaufhaus ging zurück auf das 1878 von Heinrich Uhlfelder (1853–1928) gegründete Haushalts- und Galanteriewarengeschäft im Rosental 9. Wie viele andere Kaufhausgründungen der Zeit verbuchte es rasch großen wirtschaftlichen Erfolg, so dass bald nicht nur das Sortiment, sondern auch die Verkaufsräume erweitert wurden. Im Jahr 1930 waren darin eintausend Angestellte beschäftigt. Aufsehen erregte der Einbau der ersten elektrischen Rolltreppen Münchens im Jahr 1931, die in die drei Verkaufsetagen hinaufführten.
Für sein soziales Engagement erhielt Heinrich Uhlfelder 1924 den Titel eines Kommerzienrats. Im Jahr seines Todes 1928 übernahm sein Sohn Max (1884–1958) die Geschäftsleitung.
Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 verschlechterte sich die Situation der jüdischen Unternehmerfamilie und ihres Kaufhauses rapide. Immer wieder wurde es zum Ziel antisemitischer Übergriffe. Früh schon bemühte sich Max Uhlfelder um einen Verkauf, erreichte im Sommer 1938 gar den Abschluss eines Vorvertrages mit Vertretern der Hertie GmbH, die 1933 aus der Arisierung des Warenhauskonzerns Hermann Tietz hervorgegangen war. Die für die Genehmigung eines solchen Verkaufs zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK) wie auch das Reichwirtschaftsministerium und das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft verweigerten jedoch ihre Zustimmung. Stattdessen wollten sie ein Exempel statuieren und eine vollständige Liquidation des Kaufhauses erreichen. Dem kamen die Ereignisse in der Reichspogromnacht 9./10. November 1938 zuvor. Das Kaufhaus Heinrich Uhlfelder, zu dem Zeitpunkt das einzige noch komplett in jüdischem Besitz befindliche große Warenhaus in der Münchner Innenstadt, wurde geplündert, die Inneneinrichtung – auch die Rolltreppen – nahezu vollständig zerstört und das Gebäude in Brand gesteckt. Ab Dezember 1938 wurde der noch vorhandene Warenbestand sowie das restliche Inventar an verschiedene Einzelhandelsbetriebe veräußert, der erzielte Verkaufserlös, der weit unter dem tatsächlichen Wert lag, von der Oberfinanzdirektion einbehalten. Der von den Behörden betriebene Verkauf der Immobilien zog sich allerdings noch einige Jahre hin, bis die Löwenbräu AG 1943 das Anwesen erwarb.
Max Uhlfelder wurde wie viele andere jüdische Unternehmer unmittelbar nach der Pogromnacht verhaftet und zunächst in Dachau inhaftiert, Anfang 1939 nach der schriftlichen Zusicherung, aus Deutschland zu emigrieren, wieder entlassen. Im Sommer 1939 gelang ihm mit seiner Familie die Ausreise nach Indien, 1947 in die USA. Der von ihm ab 1948 unternommene Versuch, das verlorene Münchner Geschäft wie auch das Vermögen und die Immobilien zurückzuerhalten, zog sich mit mehr als 89 Einzelverfahren bis 1971 hin. Nach seinem Tod 1958 setzten seine Nachfahren die Anstrengungen um die Restituierung fort.
Bereits 1954 hatte Max Uhlfelder die zu dem Zeitpunkt bereits zurückerhaltenen Grundstücke im Rosental – außer dem einstigen Stammgebäude mit der Hausnummer 9 – zum Vorzugspreis an die Stadt München verkauft, die dort bis 1997 zunächst eine Stadtteilbibliothek und schließlich den Erweiterungsbaus des Stadtmuseums errichtete.
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