Die ehemalige Neue Pinakothek
Das heute vergessene Pendant zur Alten Pinakothek und ihre Grünflächen
Zehn Jahre nach der Eröffnung der Alten Pinakothek wurde nördlich von ihr mit dem Bau eines Museumsgebäudes für die Aufnahme von "Gemälden dieses und künftiger Jahrhunderte" begonnen (zitiert nach Mittlmeier 1977, S. 35). Die Neue Pinakothek war, ähnlich wie ihr Pendant, zunächst an einem anderen Standort geplant gewesen: am heutigen Gasteig. Da sich die Bauaufgabe während der Planungsphase von einem Gebäude für eine Privatsammlung König Ludwigs I. zu einer öffentlichen Sammlung wandelte, war dieser Standort letztlich nicht mehr geeignet.
Die Neue Pinakothek wurde von August von Voit (1801–1870) errichtet und 1853 eröffnet. Sie beherbergte Kunstwerke, die zuvor in der Galerie in Schloss Schleißheim untergebracht waren. Das Gebäude im Stil der romanischen Renaissance war parallel zur Alten Pinakothek ausgerichtet, unterschied sich von dieser jedoch in seiner Gestaltung: Die Fassade des Ausstellungshauses war im Obergeschoß von Wilhelm von Kaulbach (1805–1874) mit Fresken nach italienischem Vorbild ausgestaltet, die bereits vor der Eröffnung 1851 enthüllt wurden. Besonders beliebt waren sie bei der Münchener Bevölkerung jedoch nicht, wie einem Zeitungsartikel zur Eröffnung der Neuen Pinakothek zu entnehmen ist: "Heut‘ wird die neue Pinakothek eröffnet; wenn nur Kaulbach’s verrufene Frescogemälde nicht die Außenseite derselben entweihten!" (zitiert nach Der Volksbote für den Bürger und Landmann 1853). Die Kritik an der Fassadengestaltung bezog sich vor allem auf den schlechten Zustand der Malereien, da sie den Münchener Wetterverhältnissen nicht lange standhielten und schon bald nach der Eröffnung verblassten.
Die Gestaltung der Grünanlage unterstützte die Wirkung der beiden Pinakotheken als Ensemble. Die Symmetrie der Fläche um die Alte Pinakothek wurde durch die Parterres vor der Neuen Pinakothek aufgenommen und fortgesetzt. Diese Gestaltungsform der Grünanlagen der Pinakotheken im 19. Jahrhundert stand im engen Zusammenhang mit der von Ludwig I. gewünschten repräsentativen Wirkung, die Zugehörigkeit zum Königshaus aufzeigen sollte. Statt zwei großen Parterres wie bei ihrem Nachbarbau waren vor der Neuen Pinakothek vier Flächen angelegt – zwei große Parterres und zwei kleinere – die entlang der Längsseiten des Baukörpers angelegt waren und so gleichzeitig den Eingang flankierten, der wie bei der Alten Pinakothek an der Ostseite des Gebäudes lag. Diese beiden äußeren Flächen waren begehbar. In ihrem Zentrum verbreiterte sich der Weg zu einem kreisrunden Platz mit schmalen Ausbuchtungen.
Zwischen 1900 und 1904 wurden die Grünflächen umgestaltet. In den runden Flächen der äußeren Parterres wurden Mittelinseln mit je einem Solitärbaum angelegt und einige Bäume umgepflanzt, womöglich da sie mit fortschreitendem Wachstum zu nah am Gebäude wuchsen.
Auch die Neue Pinakothek wurde, ähnlich wie die Alte Pinakothek, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Obwohl der Erhaltungszustand der beiden Museumsbauten ähnlich schlecht war, wurde nur der Neuen Pinakothek abgesprochen, ein erhaltungswürdiges Baudenkmal zu sein. Das mag auch darauf zurückzuführen sein, dass das Gebäude bereits vor dem Krieg wegen der Fresken an der Fassade wenig beliebt war. Der Abriss zugunsten des Nachfolgebaus von Alexander von Branca (1919–2011) wurde erst dreißig Jahre später kritisiert.